Dienstag, 11. Januar 2022

18 Prozent mehr Insektizide im Jahr 2020 verkauft!

Die Verkaufsmengen von Pestiziden in der Landwirtschaft bleiben nach Daten des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) weiter hoch.

Nach kurzfristig rückläufigen Verkaufszahlen in den Jahren 2018 und 2019 fragten Landwirtinnen und Landwirte 2020 wieder deutlich häufiger Pflanzenschutzmittel mit problematischen Wirkstoffen nach, wie das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau-Roßlau mitteilte. Dazu zählten etwa für Bienen gefährliche Insektizide und Herbizide, die das Grundwasser belasten. Vermutlich habe die außergewöhnliche Trockenheit 2018 und 2019 zu einem geringeren Pestizidabsatz geführt. 


"Seit über 40 Jahren ist der Absatz von Pflanzenschutzmitteln in der deutschen Landwirtschaft mehr oder weniger unverändert", erklärte Dirk Messner, der Präsident des UBA. Für eine zukunftsfähige Landwirtschaft müsse der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln aber insgesamt deutlich reduziert werden. Besonders umweltschädliche Wirkstoffe sollten über nationale Verordnungen verboten werden können, so wie es bereits in Frankreich geschehe. Pestizidarme Anbaumethoden sowie der Ökolandbau und die ambitionierte Umsetzung des Integrierten Pflanzenschutzes gehören aus Sicht des UBA stärker gefördert. Auf nicht mit Pestiziden behandelten Agrarflächen müssten Rückzugsräume für Flora und Fauna geschaffen werden. Zu den Pestiziden zählen sowohl Pflanzenschutzmittel, die als Herbizide gegen Unkraut eingesetzt werden, als auch Mittel zur Schädlingsbekämpfung - die Insektizide. Beide gelten als Ursache für den Rückgang der biologischen Vielfalt und damit auch als Gefahr für Insekten und Vögel.


Die neue Agrarpolitik der EU sieht vor, bis 2030 die eingesetzte Menge an Pflanzenschutzmitteln zu halbieren, wie das UBA betonte. In Deutschland sollte das Ziel in den Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz aufgenommen und auch mit konkreten Maßnahmen hinterlegt werden. Behörden und die Wissenschaft schließlich bräuchten Informationen über tatsächlich angewendete Mengen und behandelte Flächen, forderte das UBA. Nötig sei hier eine "niedrigschwellige und sichere Infrastruktur", damit Landwirtinnen und Landwirte solche Daten digital übermitteln und Forschung und Behörden sie in anonymisierter Form nutzen können.

Das UBA verwies auf Daten des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit von Anfang Dezember. Demnach stiegen die Verkaufsmengen von Herbiziden 2020 um zwei Prozent im Vergleich zu 2018/2019 an. Bei den Insektiziden stieg der Absatz um 18 Prozent.

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