Dienstag, 29. November 2022

Verlust der Ähnlichkeit

Man sagt, ein Schnäpschen, insofern
Es kräftig ist, hat jeder gern.
Ganz anders denkt das Volk der Bienen.
Der Süffel ist verhasst bei ihnen,
Sein Wohlgeruch tut ihnen weh,
Sie trinken nichts wie Blütentee,
Und wenn wer kommt, der Schnäpse trank,
Gleich ziehen sie den Stachel blank.
Letzthin hat einem Bienenstöckel
Der brave alte Schneider Böckel,
Der nicht mehr nüchtern in der Tat,
Aus Neubegierde sich genaht.


Sofort von einem regen Leben
Sieht Meister Böckel sich umgeben.
Es dringen giftgetränkte Pfeile
In seine nackten Körperteile,
Ja, manche selbst durch die nur lose
Und leicht gewirkte Sommerhose,
Besonders, weil sie stramm gespannt.
Zum Glück ist Böckel kriegsgewandt.
Er zieht sich kämpfend wie ein Held
Zurück ins hohe Erbsenfeld.
Hier hat er Zeit, an vielen Stellen
Des Leibes merklich anzuschwellen,
Und als er wiederum erscheint,
Erkennt ihn kaum sein bester Freund.
Natürlich, denn bei solchem Streit
verliert man seine Ähnlichkeit.
                                                 Wilhelm Busch 

Samstag, 26. November 2022

Asiatische Mörtelbiene erstmals im Baskenland nachgewiesen

Bild: USGS Bienenlabor, US-Bundesstaat Maryland

Die aus Japan und China stammende Solitärbiene Megachile sculpturalis, auf deutsch Asiatische Mörtelbiene, ist erstmals im Baskenland nachgewiesen worden. Sie war 2008 in der Nähe von Marseille erstmals in Europa gesichtet worden und vermutlich - wie die Asiatische Hornisse - über die Schifffahrt durch den Suezkanal von Asien nach Europa gelangt. Damals fragten sich Biologen, ob sie sich in Südeuropa ansiedeln würde - und wurden nach nur einem Jahr von einer weiten Verbreitung der neuen Art überrascht. Die Asiatische Mörtelbiene baut ihre Brutzellen in existierende Hohlräume und verschließt sie mit Harz. Die einzelnen Zellen trennt sie mit mineralischen Substraten wie etwa Lehm - beides ist in Südfrankreich reichlich vorhanden. Von den befürchteten Zoonosen, also Krankheiten, die von Tier zu Mensch übertragen werden, sowie der Übertragung von Krankheiten oder Parasiten von Megachile sculpturalis auf Wild- und Honigbienen ist bisher aber nichts bekannt. 

Die außerordentlich große Art ist eigentlich in China, Korea, Taiwan und Japan heimisch, lebt seit 1994 aber auch nachgewiesenermaßen in den USA. In Europa zieht sich die Verbreitung von Südfrankreich über Norditalien und das Schweizer Tessin mittlerweile bis nach Süddeutschland, wo 2015 zwei Weibchen in Nisthilfen im baden-württembergischen Langenargen nachgewiesen worden waren. Eine größere Population hierzulande ist noch nicht bekannt.

Dienstag, 22. November 2022

So schön gesagt...


Wenn die Natur ein Gedicht machen will, macht sie es in Form von Bestäubern.
Spanisches Sprichwort

Samstag, 19. November 2022

Schwebfliegen in Europa vom Aussterben bedroht


Mehr als ein Drittel der Schwebfliegenarten in Europa sind nach Angaben der Weltnaturschutzunion/IUCN vom Aussterben bedroht. Laut einer erstmals europaweit vorgenommenen Bestandsaufnahme sind 37 Prozent der als Bestäuber wichtigen Insekten davon betroffen. Nach der IUCN-Beurteilung gehören bereits 314 der 890 europäischen Arten von Schwebfliegen in eine der drei höchsten Gefährdungskategorien. Es gebe zwar Lösungen zum Schutz der Schwebfliegen, sagte IUCN-Chef Bruno Oberle am Sitz der Organisation im schweizerischen Gland. Doch dazu müssten "dringend alle Sektoren unserer Volkswirtschaften und insbesondere die Landwirtschaft" umgestaltet werden.


Die größten Bedrohungen stellen laut dem EU-finanzierten Bericht intensive Landwirtschaft, schädliche Pestizide, nicht nachhaltige kommerzielle Forstwirtschaft, Stadtentwicklung und der Klimawandel dar. Als mögliche Maßnahmen zum Schutz der Insekten nannte Oberle den Schutz von Feuchtgebieten und alten Bäumen, in denen sich die Larven ernähren. Auch die Bepflanzung von Feldrändern mit Wildblumen und die Wiederanpflanzung von Hecken seien für die bedrohten Insektenarten von Vorteil.

Bilder: alle IUCN

Schwebfliegen (Syrphidae) sind entscheidend für die Ernährungssicherheit der Menschen und die landwirtschaftlichen Systeme auf der Erde. Sie sind vor allem für ihren Schwirrflug bekannt: Dabei können sie fliegend praktisch auf der Stelle verharren - selbst bei Wind. Ihre Larven ernähren sich von Blattläusen, die viele kommerzielle Nutzpflanzen schädigen. Erwachsene Schwebfliegen gelten nach den Bienen als zweitwichtigste Bestäubergruppe der Welt.

Auf der seit 1964 geführten Roten Liste stehen mehr als 41.000 Tier- und Pflanzenarten, die vom Aussterben bedroht sind. Die IUCN ordnet untersuchte Arten in acht Kategorien ein, von "ungenügender Datengrundlage" bis "ausgestorben". "Stark gefährdet" wie im Fall der Schwebfliegen entspricht Stufe 5.

Dienstag, 15. November 2022

Bienen führten Volksbegehren 2019 zu Erfolg

Das bayerische Volksbegehren "Artenvielfalt & Naturschönheit in Bayern" hat vor drei Jahren besonders dank seines eingängigen Slogans "Rettet die Bienen" Erfolg gehabt. 


Wie der Professor für Politikwissenschaften an der Evangelischen Hochschule Nürnberg (EVHN), Uwe Kranenpohl, jetzt in einer Untersuchung feststellte, war die Kampagne von den Initiatorinnen und Initiatoren "klug konzipiert" worden. Für den Erfolg habe gesorgt, dass man sich stellvertretend für andere Belange des Naturschutzes auf das Insektensterben fokussiert habe. Außerdem sei das breite gesellschaftliche Unterstützerbündnis und die dezentrale Organisation in den Landkreisen ausschlaggebend gewesen.

In seiner Studie betont Kranenpohl, dass die Hürden für ein Volksbegehren in Bayern höher seien als in anderen Bundesländern. Er vermute, auch ein anschließender Volksentscheid zur Artenvielfalt hätte gute Chancen gehabt. Die Staatsregierung war dem aber mit einem eigenen Gesetz zuvorgekommen und hatte neue Richtlinien zur Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen erlassen. 1,8 Millionen Bürgerinnen und Bürger hatten sich 2019 in die Listen des Volksbegehrens Artenvielfalt eingetragen. Es war damit das erfolgreichste Volksbegehren aller Zeiten in Bayern.

Samstag, 12. November 2022

Die Wand der Bienenstöcke im chinesischen Shennongjia

In der nordwestchinesischen Provinz Hubei gibt es im UNESCO-Weltkulturerbe-Naturpark Shennongjia die große Wand der Bienenstöcke. Dort bieten über 700 Holzbeuten, die auf etwa 1.200 Höhenmetern in eine steile Klippe gebaut wurden, den Bienen Schutz vor Raubtieren und anderen Gefahren. "Nur" die Imker machen sich dort auf Beutezüge.


Laut Bee World Project stammt über die Hälfte des weltweiten Honigangebots aus dem chinesischen Territorium, in dem der Sage nach der Yeren lebt - der "wilde Mann", eine dem Yeti ähnliche Kreatur, die sich gerne von Honig ernährt. Tatsächlich garantiert der Naturpark mit drei verschiedenen Klimazonen - subtropische Zone, warme Zone und kalt gemäßigte Zone - auf relativ kleinem Gebiet ein Habitat für gut 1.100 Pflanzenarten. Diese bieten über 1.000 verschiedene Nektararten an, die optimal für die Entwicklung der meisten Insekten sind. Darüber hinaus teilen sich die Insekten die Region mit 190 Vogelarten, zwölf Reptilienarten und acht Amphibienarten.

Allerdings ist die Idylle selbst in der Steilwand in Gefahr. Die dort bereits im zweiten Jahrhundert nach Christus begonnene Tradition des Imkerns mit der chinesischen Biene Apis Cerana ist durch die Einführung der europäischen Honigbiene Apis Mellifera bedroht. Experten machten darauf aufmerksam, dass die ortsfremde Art bislang nicht bekannte Viruserkrankungen einschleppte. Zudem griffen die europäischen Bienen während des Hochzeitsflugs die Prinzessinnen an, so dass die Stöcke der einheimischen Arten häufiger weisellos würden. Die Apis Cerana stehe deshalb bereits auf der Liste der gefährdeten Arten.

Die Steilwand mit Bienenkästen gilt deshalb seit der Jahrtausendwende als wichtiges Nachzuchtprojekt. Dort waren leere Kästen aufgehängt worden, um wild lebende Honigbienenvölker aus der Umgebung anzulocken. Tatsächlich ließen sich bereits viele Schwärme nieder. Sie schätzen dort die Sicherheit vor Fressfeinden und anderen Gefahren wie Pestiziden aus der Landwirtschaft. Nur Imker mit gutem Gleichgewichtssinn, die von unten die Steilwand erklettern und oft die Beuten als Tritte verwenden oder sich von oben zu den Völkern abseilen, schauen regelmäßig vorbei und räubern sie aus...

Dienstag, 8. November 2022

Althochdeutscher Bienensegen

Eine der ältesten deutschen Dichtungen ist interessanterweise ein Bienensegen: der Lorscher Bienensegen. Er wurde im 10. Jahrhundert an den unteren Rand einer Seite der katholischen Schrift Visio St. Pauli aus dem frühen 9. Jahrhundert geschrieben. Das Manuskript entstand im mittel- oder oberrheinischen Raum und wurde ab etwa 900 im Kloster Lorsch aufbewahrt. Es wird vermutet, dass dort auch der Bienensegen im 10. Jahrhundert nachgetragen wurde. 

Der Bienensegen findet sich dort als kopfüber stehender Nachtrag auf der Freifläche unterhalb des ursprünglichen Textes. 

Im 16. Jahrhundert wurde die Handschrift in die Heidelberger Bibliotheca Palatina gebracht. Seit 1623 wird sie im Vatikan in der Biblioteca Apostolica Vaticana unter der Signatur Codex Palatinus latinus 220 aufbewahrt. Inhaltlich sollte damit wohl ein Schwarm in den Stock zurückgerufen werden. Englische Linguisten stellten Ähnlichkeiten mit dem altenglischen Bienensegen Charm wib vmbe fest.

Auf Bayern 2 wird das Althochdeutsche nicht nur in Worte gefasst, sondern auch näher erläutert (und ein bisschen mehr): 

Samstag, 5. November 2022

Kalifornien erkennt Bienen offiziell als Fische an

Im US-Bundesstaat Kalifornien hat ein Berufungsgericht ein wegweisendes Urteil gefällt: Es erkannte Bienen offiziell als Fisch an.


Dem nicht ganz offensichtlichen Schiedsspruch war ein jahrelanger Streit zwischen Umweltschützern auf der einen und Zitrus- und Mandelbauern auf der anderen Seite vorausgegangen. Da sich die Fronten zwischen den Parteien verhärtet hatten, und die Bauern keine Kompromisse im Umgang mit den Bestäuberbienen mehr eingehen wollten, ließen sich die Umweltschützer einen juristischen Trick einfallen: Sie beantragten 2018 bei der California Fish and Game Commission - einer Staatsbehörde, die den Bestand von Nutztieren erfasst, sich aber vor allem um die Fischereirechte kümmert - Bienen in das Gesetz der gefährdeten Arten/CESA aufzunehmen. Es verbietet Einfuhr, Ausfuhr, Verkauf, Kauf und Besitz von über 250 Pflanzen- und Tierarten. 

Die Behörde stimmte im Grundsatz zu, nahm aber nur vier Hummelarten in die Liste der geschützten Arten auf. Während die Artenschützer sich über die vielen anderen, nicht berücksichtigten Bienenarten sorgten, zeigten sich die Bauern über den Ansatz schon so empört, dass sie Klage gegen die Aufnahme der Hummeln einlegten. - Mit der Begründung, dass die Kommission sich nur um Fischgründe kümmern dürfe.

Sandbiene?

In letzter Instanz fällte das dritte Bezirksgericht schließlich das oben genannte Urteil, obwohl das CESA-Gesetz tatsächlich vorwiegend Fischarten schützen soll. Die Richter konzentrierten sich in der juristischen Bewertung vor allem auf den Gesetzestext, in dem "Fisch" als "wilder Fisch, Weichtiere, Krustentiere, Wirbellose, Amphibien oder Teile, Laich oder Ei eines dieser Tiere" definiert worden war. Sie erkannten an, dass sich der Begriff "wirbellos" auf jedes Tier ohne Rückgrat beziehen könne. Folglich könnten Bienen nach dieser Definition als Fisch bezeichnet werden...