Samstag, 30. April 2022

Studie belegt Wirkung von Blühoasen für Insekten

Schon vier Quadratmeter Wildblumenwiese in einem Garten können eine wertvolle Oase für Insekten sein. Wesentlich mehr Bestäuber seien dann zu finden, zeigt ein zweijähriger Versuch englischer Forschender gemeinsam mit Bürgerwissenschaftlern. Demnach gibt es zum Beispiel mehr wilde Bienen und Hummeln sowie Wespen in Gärten mit einer solchen Mini-Blumenwiese.

Bild: University of Sussex in Brighton

"97 Prozent der Wildblumenwiesen im Flachland gingen in England und Wales zwischen 1930 und 1984 verloren", erklärt die Gruppe um Janine Griffiths-Lee von der University of Sussex in Brighton in der Fachzeitschrift "Journal of Insect Conservation". Könnten schon kleine Blühflecken mit Pflanzen, die früher auf diesen Wildblumenwiesen wuchsen, helfen, den Lebensraum für nützliche Insekten zu verbessern und die biologische Vielfalt zu erhöhen? Um das zu klären, rief das Team über eine Amateurforschereinrichtung und soziale Medien Bürger mit einem mindestens 20 Quadratmeter großen Garten zum Mitmachen auf.

150 Bürgerwissenschaftler wurden in drei Gruppen eingeteilt: Eine erhielt eine Wildblumen-Samenmischung, wie sie in Gartencentern zu kaufen ist; eine bekam eine Samenmischung, die nach wissenschaftlicher Literatur über die Vorlieben nützlicher Insekten zusammengestellt war; für die dritte Gruppe gab es keinen Samen, sie diente als Kontrollgruppe. Alle Teilnehmer erhielten farbige Schalen, die mit Wasser und etwas Spülmittel gefüllt werden sollten - damit wurden Insekten gefangen. Im zweiten Jahr kamen noch Klebfallen hinzu. Diese wurden von Mai bis August jeweils in der ersten Woche des Monats für zwei aufeinanderfolgende trockene Tage aufgestellt.

Insgesamt 34.438 gefangene Insekten wurden von Fachleuten bestimmt, bevor alle erhobenen Daten mit statistischen Methoden ausgewertet wurden. Schon im ersten Jahr zogen die Gärten mit Mini-Wildblumenwiesen demnach 109 Prozent mehr Hummeln, 24 Prozent mehr Solitärbienen und 126 Prozent mehr einzeln lebende Wespen als die Kontrollgärten an. Im zweiten Jahr waren es dann 111 Prozent mehr Hummeln, 87 Prozent mehr Solitärbienen und 85 Prozent mehr einzeln lebende Wespen.

Dabei zog die erste Mischung mehr Bienen und Hummeln, die zweite Mischung mehr Wespen an - darunter auch parasitäre Wespen, die sich im Nachwuchs von Schadinsekten einnisten und sie töten. Kornblumen, Magerwiesen-Margeriten, Schwarze Flockenblumen, Möhren, Horn- und Wiesenklee sowie Rote Lichtnelken waren in beiden Mischungen vertreten. Insgesamt aber sorgte die erste, gekaufte Mischung im zweiten Jahr für eine deutlich höhere biologische Vielfalt unter den Insekten als die zweite Mischung.

"Unser Test zeigt, dass Miniwiesen Bestäubern wirklich helfen können, indem sie sowohl die Insektenanzahl als auch die Vielfalt im Garten erhöhen", erklärte Griffiths-Lee. Selbst kleine Blumenbeete, ob in Gärten, Kleingärten oder an Straßenrändern, könnten Insekten und Bestäubern messbare Vorteile bringen. Die Forschergruppe hofft, dass die Ergebnisse mehr Gartenbesitzer dazu bringen, kleine Wildblumenwiesen anzulegen - und seien sie auch nur vier Quadratmeter groß.

Dienstag, 26. April 2022

Ein Leben voller Sonnenschein?


Die fleißige Biene hat für Kummer keine Zeit.
                                                                    William Blake

Samstag, 23. April 2022

Blühstreifen helfen beim Artenschutz

Richtig angelegte Blühstreifen schützen laut einer Projektbilanz der Deutschen Wildtier Stiftung tatsächlich wie erhofft Bienen und andere Insekten. In München seien auf sieben ausgewerteten Flächen 60 unterschiedliche Wildbienenarten gezählt worden, sagte der Experte der Stiftung, Manuel Pützstück. Insgesamt gebe es in der bayerischen Landeshauptstadt nach aktuellem Wissen 210 der deutschlandweit fast 600 Arten.

Artenreiche Blühwiese mit vielfältigen Niststrukturen. Bild: Deutsche Wildtier Stiftung

"Das ist nur ein Status-quo-Bild, das uns aber zeigt, dass auf den künstlich angelegten Blühflächen viele Arten vorkommen können und sie ein wichtiges Mittel sein können, um Arten zu schützen", erläuterte der Biologe. Zumal die Fachleute auch besonders bedrohte Bienenarten oder Arten, die die Pollen ganz bestimmter Pflanzen zum Überleben brauchen, in München nachweisen konnten.

Entscheidend dafür ist nicht nur eine blühende Wiese an sich: Bei der Anlage muss das richtige Saatgut verwendet werden, und in der direkten Umgebung muss es Nistmöglichkeiten etwa im Totholz geben. "Nur wenn beides in unmittelbarer Nähe vorherrscht, haben die Tiere die Möglichkeit, zu überleben und eine Population zu gründen", sagte Pützstück. Das hätten Erfahrungen aus vier Jahren gezielter Projektarbeit zum Bienenschutz gezeigt. In der Zeit seien - gemeinsam mit Projektpartnern - diverse Blühwiesen mit einer Gesamtfläche von 24.500 Quadratmetern angelegt worden. Eine Übersicht ist hier zu finden.

"Blühstreifen allein können den Insektenschwund nicht aufhalten, sie sind aber ein wichtiges Instrument", bilanzierte Pützstück. Zumal Wildbienen eine der wichtigsten Bestäubergruppen bilden und als Zeigerart gelten. "Wenn es den Wildbienen gut geht, geht es auch vielen anderen Tieren und Insektenarten gut."

Dienstag, 19. April 2022

Dokumentarfilm zum Bienensterben


Die Deutsche Welle hat auf YouTube einen fast dreiviertelstündigen Dokumentarfilm zum Bienensterben veröffentlicht. Die Autoren von "A World Without Bees?" (Eine Welt ohne Bienen?) - Else Putelat und Nicolas Dupuis - konzentrieren sich dabei vor allem auf die Folgen des Bienensterbens für die Menschen. Dafür drehten sie in Europa, Südamerika und Asien, wo man in China bekanntlich seit Jahrzehnten mühsam versucht, Bienen wieder anzusiedeln. Die Initiativen zur Rettung der Bienen muten mal hilflos, mal futuristisch an. Aber alle Protagonisten sind eindeutig von der Liebe zu den Bienen getrieben.

Samstag, 16. April 2022

Buchtipp zu Ukraine-Krieg: Graue Bienen

Der Zürcher Diogenes Verlag hat 2019 bereits den Roman "Graue Bienen" von Andrej Kurkow herausgebracht. Angesichts der Entwicklungen in der Ukraine ist das Werk extrem aktuell - und ein Gegenmodell zu der im Chaos versinkenden Welt der Ukrainer.

Poetisch und eindringlich proträtiert Kurkow seine Hauptfigur Sergej, der im Donbass Bienen züchtet, wo ukrainische Kämpfer und pro-russische Separatisten Tag für Tag aufeinander schießen. Inmitten des Verfalls wird umso augenfälliger, wie wohlorganisiert ein Bienenstaat ist. Der sanfte Sergej will sich raushalten, deshalb bricht er im Frühling auf, um seine Bienen in eine friedlichere Gegend zu bringen.

Literaturexperten bescheinigen Kurkow eine außergewöhnlich lyrische Sprache. Für mein Empfinden trifft es die Kritikerin Bettina Göcmener am besten: "Andrej Kurkow hat diese gewissen Nebensätze, die so lakonisch sind, dass man von ihm sogar die Gebrauchsanweisung eines Rasenmähers lesen würde."

Das Buch ist für 13 Euro im Buchhandel erhältlich. Eine sehr aktuelle Sicht auf das Werk gewährt zudem ein wirklich guter Bayern2-Podcast mit Cornelia Zetsche und dem Autor: 

Dienstag, 12. April 2022

Die "Nebenwirkungen" des Imkerns: Propolis und Co


Wie immer liefert Undine in ihrem Vortrag neue Facetten eines altbekannten Themas, in diesem Fall zu Propolis und Co. Das klebrige Propolis ist in der imkerlichen Praxis nervig bei der Durchsicht der Völker, als Gesundheitsprodukt aber ein hochwirksames Antibiotikum, gegen das noch überhaupt keine resistenten Bakterienstämme bekannt sind. Aber seht und hört selbst!

Samstag, 9. April 2022

Weidenkätzchen sind Nahrung für Bienen

Für die einen sind sie Osterdekoration, für die anderen eine Nahrungsquelle: Weidenkätzchen. 


Der Bund Naturschutz (BN) hat die Menschen dazu aufgerufen, die samtigen Blüten nicht abzuschneiden. "Wildbienen und Schmetterlinge brauchen im Moment jede Nahrungsquelle", sagte der Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Rosenheim, Rainer Auer. "Die blühenden Weiden oder Schlüsselblümchen sind mit ihrem Pollen und Nektar in dieser noch blütenarmen Zeit ganz wichtig."

Nach Angaben mehrerer Kreisgruppen brauchen vor allem Bienen nach dem Winter viel Energie für den Aufbau ihrer Völker. Doch auch andere Insektenarten und einige Vögel würden sich von Weidenkätzchen und Wildblumen ernähren.


Kinder könnten natürlich Blumen pflücken - schöner wäre es aber, wenn die Pflanzen im Boden blieben, betonte die Umweltorganisation. Aber besonders für größere Ostersträuße sollten möglichst keine blühenden Weiden benutzt werden.

Dienstag, 5. April 2022

Lange Nacht der Bienenwissenschaft


Der Deutsche Imkerbund und die Arbeitsgemeinschaft der Bienenforschungsinstitute veranstalten am Freitag, 8. April, ab 20.15 Uhr "die lange Nacht der Bienenwissenschaft". Sie wird auf der Videoplattform YouTube gestreamt, so dass Interessierte sich einfach einwählen können (hier geht's zum Stream).

Die deutschen Bienenforscher wollen Imker dabei darüber informieren, woran sie gerade forschen und tüfteln, so dass Ergebnisse bereits umgesetzt werden können, ehe sie wissenschaftlich aufbereitet in Studien veröffentlicht werden. Im ersten Vortrag widmet sich Dr. Hannes Beims dem Winterfutter und der Überwinterung der Völker. Er gibt Einblick in ein EU-Projekt, für das das Bieneninstitut Celle den Einfluss des Winterfutters auf den Erfolg und die Qualität der Überwinterung der Stöcke untersucht hat. Dr. Silvio Erler vom Julius Kühn-Institut in Braunschweig spricht anschließend über "Larvengeruch und Bienenkrankheiten". Wie mehrere Studien mittlerweile belegten, spielt die chemische Kommunikation im Stock eine entscheidende Rolle beim Hygieneverhalten der Bienen.

Beim Projekt "Vitalbiene" versucht Lena Frank vom Bieneninstitut Kirchhain, wissenschaftliche Erkenntnisse zur Varroa-Kontrolle rasch an die ImkerInnen zu bringen, um durch innovative Bienenhaltung und Selektion eine größere Resistenz der Völker zu erreichen. Auf eine Folge des Milbenbefalls, das Flügeldeformationsvirus/DWV, richtet Dr. Sebastian Gisder vom Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen-Neuendorf sein Augenmerk. Dafür blickt er sogar ins Innere der Varroamilbe. Sein Kollege, Dr. Jakob Wegener, stellt abschließend die sogenannte Mondscheinpaarung vor. Neben der künstlichen Besamung und der Belegstellennutzung werden für eine gezielte Zucht erst nach Ende des natürlichen Drohnenflugs am späten Nachmittag Prinzessinnen und Drohnen freigelassen, damit sie im Idealfall nur noch einander als Paarungspartner vorfinden.