Samstag, 24. Juni 2023

BUND: "Bienenfreundliche" Pflanzen oft hoch gefährlich

Bei den angeblich bienenfreundlichen Zierpflanzen herrscht weiter Giftalarm. Ein neuer Test durch den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat die Ergebnisse der vergangenen drei Jahre bestätigt: Es bleibt bei einer viel zu hohen Pestizidbelastung. Bis auf eine Ausnahme enthielten alle Proben der beliebten Sommerblüher giftige Rückstände.


Für die neue Studie hatte der BUND vor Beginn der Sommergartensaison 22 Stauden mit dem Etikett "bienenfreundlich" aus Gartencentern und Baumärkten testen lassen, darunter Lavendel, Goldmarie, Blaukissen, Akelei und Phlox. Das Ergebnis war - wie in den Vorjahren - niederschmetternd: 64 Prozent der Pflanzen enthielten für Bienen hochgefährliche Pestizide. Auf 16 Prozent - oder 73 Prozent - wurden auch für Menschen besonders gefährliche Pestizide entdeckt.


Die Pestizidexpertin der Organisation, Corinna Hölzel, beklagte, dass der Zierpflanzenbau katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit von Mensch und Tier hat: "Ein Lavendel war mit 22 verschiedenen Pestiziden belastet, von denen acht der menschlichen Gesundheit schaden, zwei bienengiftig sind und zwei nicht einmal zugelassen waren." Ihrer Ansicht nach kann ein solches Produkt nur als "illegaler Sondermüll" bezeichnet werden. 

Seit drei Jahren testet der BUND sogenannte bienenfreundliche Pflanzen und führt Gespräche mit der Branche. Die Situation hat sich bislang nicht verbessert. Da Appelle und freiwillige Vereinbarungen allein ganz offensichtlich nicht greifen, fordert der Verband eine rechtlich verbindliche Pestizidreduktion auf nationaler und EU-Ebene. Ein Verbot von Pestiziden, die besonders gefährlich für Mensch und Umwelt sind, sei längst überfällig.


Insgesamt waren in den getesteten Pflanzen 38 Pestizide gefunden worden. Fünf von ihnen waren hoch bienengefährlich und 20 hoch gefährlich für die menschliche Gesundheit. Sieben Wirkstoffe hatten noch nicht einmal eine Zulassung für Zierpflanzen in Deutschland. Fünf der 22 Pflanzen hätten gar nicht verkauft werden dürfen.

Hölzel beklagte deshalb vor allem die Lage in den Herkunftsländern der Züchtungen: "Der Großteil der Jungpflanzen stammt aus dem globalen Süden, zum Beispiel aus Ländern Afrikas und Lateinamerikas. Dort sind Arbeitskräfte billig, die Gesetzgebung ist oft schwach, und hoch gefährliche Pestizide sind im Dauereinsatz. Besonders die ArbeiterInnen auf den Plantagen sind dieser Gefahr ausgesetzt. Leider haben Käuferinnen und Käufer von Zierpflanzen in Deutschland keine Chance, diese skandalösen Produktionsbedingungen zu erkennen. Denn es gibt weder Kennzeichnungspflichten noch Grenzwerte." Man könne Zierpflanzen nur im guten Glauben kaufen. Wenn diese jedoch Rückstände bienengefährlicher Pestizide enthielten, werde die gewünschte Bienenrettung zur Giftfalle. 


An die Bundesregierung gerichtet stellte der BUND aktuell die Forderung, den Pestizideinsatz auch in Deutschland mindestens bis 2030 zu halbieren. Zudem dürften besonders gefährliche Pestizide nicht länger hergestellt und ins Ausland exportiert werden. Hersteller und Händler von Zierpflanzen müssten verpflichtet werden, gefährliche Wirkstoffe in der Produktionskette ausschließen. VerbraucherInnen riet der BUND, Bio-Pflanzen zu kaufen oder Zierpflanzen aus regionalen Gärtnereien, die vollständig dort gezogen werden.

Dienstag, 20. Juni 2023

Gartenhummel ist Gartentier 2023


Die Gartenhummel ist zum Gartentier des Jahres 2023 gekürt worden. Bei der von der Heinz Sielmann Stiftung veranstalteten Wahl erhielt sie 4.413 der insgesamt 10.933 abgegebenen Stimmen. 

Auf dem zweiten Platz folgte der Regenwurm mit 1.777 Stimmen, wie die Stiftung mitteilte. Nach der Blauschwarzen Holzbiene im vergangenen Jahr sei damit zum zweiten Mal eine Wildbiene gewählt worden. Ebenfalls vorgeschlagen waren der Schwalbenschwanz (1.416 Stimmen), die Mönchsgrasmücke (1.375), das Mauswiesel (1.261) und der Goldglänzende Rosenkäfer (691). 

"Das starke Votum für die Gartenhummel in diesem Jahr zeigt uns, dass viele Menschen über die Bedeutung der Hummeln als Bestäuber von Pflanzen mittlerweile Bescheid wissen", sagte Stiftungssprecher Florian Amrhein. "Aber auch das Insektensterben, von dem auch viele Hummelarten bedroht sind, scheint immer stärker in den Köpfen anzukommen." 


Die Gartenhummel gehört den Angaben zufolge zu den häufigen Hummelarten in Deutschland und Europa. Mit ihrem extrem langen Rüssel kann sie bis zu zwei Zentimeter tief in Blüten hinabtauchen. Besonders gern fliegen die bepelzten Insekten Schmetterlingsblütler wie Klee, Wicken und Ginster an.

Dienstag, 13. Juni 2023

Hortensien

 


Jetzt brüsten sie sich wieder
In die samtdufenden Blätter
Zieht sich rosa der Wind zurück
Er kommt vom See vom Schilf
Das die Ufer bewimpert
Die Bienen halten die Uhren auf

Dann geht ein Lachen hoch in die Wolken
Schüttelt Wege und Büsche
Bis tausende Fallschirme landen
Aus Blüten und Myrrhenbergen
Und füllt den Gartenbrunnen mit Himmel
Der trägt und bleibt und verwandelt

                                     Matthias Buth
aus: Naturgedichte von Reclam

Samstag, 10. Juni 2023

11,6 Prozent Verluste in vergangenem Winter

Das Fachzentrum Bienen und Imkerei im rheinland-pfälzischen Mayen hat seine Statistik zu den jüngsten Winterverlusten veröffentlicht. Demnach wurden fast 100.000 Völker eingewintert, aber jedes neunte Volk überlebte nicht: es starben 11,6 Prozent. Im vorangegangenen Winter waren es fast 21 Prozent, im Schnitt der vergangenen zehn Jahre 15 Prozent.


Christoph Otten, Leiter des Fachzentrums, führte die relativ niedrigen Winterverluste auf die Tatsache zurück, dass die Bienen in der zurückliegenden Saison sehr vital in den Winter gegangen seien. - Wobei die Datenlage regional sehr schwankend ausfalle. So beklagten Imker in Schleswig-Holstein einen Verlust von 21,4 Prozent, während es in Baden-Württemberg nur 8,8 Prozent waren.

Die Daten seien zudem nur eingeschränkt vergleichbar, weil verschieden viele Meldungen eingegangen waren. So beteiligten sich aus Bayern fast 2.000 Imker, während es aus Mecklenburg-Vorpommern nur 86 waren. "Je geringer die Fallzahlen, desto wackeliger sind die Aussagen", schränkte Otten ein. Bundesweit machten etwa 8.000 der 100.000 Imkereien Angaben. Das mache die Daten zwar nicht repräsentativ, aber Vergleiche zwischen den Jahren seien valide, da vermutlich immer dieselben Imker ihre Verluste meldeten.

Auswertungen der Meldungen durch die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) im unterfränkischen Veitshöchheim zufolge lag der Anteil der Winterverluste in Bayern bei 11,1 Prozent. Besonders gering sei der Prozentsatz in Unterfranken (8,6 %) und der Oberpfalz (9,6 %). Die höchste Quote verbuchte Oberbayern mit 13 Prozent. In absoluten Zahlen seien über 25.000 Völker eingewintert worden, knapp 3.000 starben.

LWG-Chef Stefan Berg erklärte, vermutlich seien die Bienen gesünder durch den Winter gekommen, weil sie bei milden Temperaturen zwischendurch ausfliegen und die Kotblase leeren konnten. Das habe möglichen Darmerkrankungen vorgebeugt. Problematisch sei dagegen der lange Winter gewesen, aber die Imker im Freistaat hätten augenscheinlich im Herbst gut aufgefüttert.

Dienstag, 6. Juni 2023

Wiegenlied


Singet leise, leise, leise,
singt ein flüsternd Wiegenlied;
von dem Monde lernt die Weise,
der so still am Himmel zieht.
Singt ein Lied so süß gelinde,
wie die Quellen auf den Kieseln,
wie die Bienen um die Linde
summen, murmeln, flüstern, rieseln.

                                Clemens Brentano

Samstag, 3. Juni 2023

Zucht oder "rassistischer Fanatismus"?

 

Im österreichischen Bundesland Kärnten ist das umstrittene Gesetz nachgebessert worden, das die Kärntner Biene schützen soll. Was viele Imker unterstützen, wird von anderen aber weiter heftig kritisiert. Denn es sieht auch vor, bei Vermischungen ganze Völker zu vernichten oder empfindliche Strafen zu verhängen.

Den Anfang nahm das Problem 2018 in Stockenboi. Dort war ein Imker aufgefordert worden, seine Königinnen zu ersetzen, weil sie "zu dunkel" seien. Der Betroffene, Sandro Huter, wies die Forderung als "rassistischen Fanatismus" zurück. Sogar Gerhard Klinger, Vorsitzender des Züchtervereins Lavanttaler Carnica, bekräftigte die Aussage. Gegenüber der "New York Times" sprach er von "rassistischer Diktatur wie unter den Nazis".

Der Bezug mag extrem erscheinen, aber tatsächlich sind nach dem Kärntner Bienenwirtschaftsgesetz nur reinrassige Kärntner Carnica-Bienen erlaubt, die über hellgraue Unterleibsringe verfügen. Das Halten anderer Bienenrassen ist genehmigungspflichtig, eine Vermischung unerwünscht. - So hatte NS-Imker Gottfried Götze das Fundament gelegt. Er sorgte sich darum, dass importierte Arten den Verlust der heimischen "deutschen" Biene verursachen könnten, und erstellte Zuchtprogramme zum Gegensteuern. Sein Fanatismus führte dazu, dass nördlich der Alpen hellere Carnica die dunkleren, heimischen Mellifera-Bienen verdrängten.

Mittlerweile zeigen Studien, dass ein Großteil der etwa 500 Millionen Bienen in den 45.000 Kolonien in Kärnten sich in ihrer Färbung zu stark unterscheiden, um sich laut geltender Definition überhaupt noch als Kärntner Bienen einordnen zu lassen. Experten rieten deshalb dazu, als wesentliches Erkennungsmerkmal das Verhalten der Bienen festzulegen, denn die Kärntner Biene gilt als "umgänglich" gegenüber Menschen.

Sandro Huter klagte durch alle Instanzen - und erhielt Recht. Letztlich wurde die Definition der Rasse erweitert. Im neuen Gesetz wird nicht mehr nur die Farbe beurteilt, sondern auch die Flügel der Bienen und die Länge ihrer Körperhaare. Allerdings ging mit der Novelle auch eine Strafverschärfung einher. Das Halten "falscher" Bienen wird nun mit 7.500 Euro Strafe geahndet. Bei Gefahr in Verzug werden auch ganze Völker abgetötet.

Kirsten Traynor, Direktorin des Instituts für Bienenforschung an der Universität Hohenheim in Stuttgart, kritisierte das Beharren der österreichischen Behörden auf der Rassenreinheit von Bienen. Es ergebe zwar Sinn, lokal angepasste Bienen zu fördern, aber sinnvoller sei es, die beste mögliche Biene zu züchten, sagte sie.