Samstag, 20. November 2021

Pollen erklären Paläoklimatologen die Erdgeschichte

Eine Analyse von Pollen aus der Vergangenheit zeigt, dass der Mensch mit der globalen Erwärmung begonnen hat. Die Temperaturen sind heute höher als zu jedem anderen Zeitpunkt in der Geschichte der menschlichen Zivilisation. Das belegen paläoklimatische Studien.


Die Wissenschaftler dieser Fachrichtung widmen sich ausschließlich den Temperaturveränderungen auf der Erde. Sie analysieren die natürlichen Klimaänderungen der verschiedenen Erdzeitalter und vergleichen Änderungsperioden mit aktuellen Entwicklungen. Als interdisziplinäre Wissenschaft, deren Anwendungsbereich nahezu die gesamte Erdgeschichte umfasst, stützt sich die Paläoklimatologie auf Erkenntnisse aus Paläontologie, Paläogeographie, Meteorologie, Ozeanographie und kooperiert mit Fachgebieten wie der Atmosphärenchemie und der Geophysik. In den vergangenen Jahrzehnten wurden darüber hinaus auch verstärkt Forschungsergebnisse der Astronomie und der Astrophysik berücksichtigt.

Paläoklimatologen können also abschätzen, wie warm oder kalt die Erde in der Vergangenheit war, lange bevor es Thermometer gab. Eines ihrer Hilfsmittel ist Pollen verschiedener Pflanzen, um festzustellen, wo sie in der Frühzeit gediehen. Bryan Shuman von der Universität von Wyoming (USA) nannte Pflanzenpollen einen seiner wichtigsten "Temperaturrekorder": "Pollen funktionieren gut als Temperaturschreiber, weil Pflanzen bestimmte Temperaturbereiche haben, die sie tolerieren können."

Durch die Kombination der Temperaturanforderungen für Dutzende verschiedener Pflanzen, die an ihren Pollen erkannt werden, ergeben sich eindeutige Temperaturschnittmengen für eine Region, an der die Pollen gesammelt worden waren. Pollen als Indikator sei sogar besser als Pflanzenfossilien, da sich Pollen jedes Frühjahr ausbreite und etwa auf dem Boden von Seen absetze, wo er überraschend stark erhalten werde - teile über Millionen Jahre. Deshalb nähmen Paläoklimatologen gerne Schlammproben vom Grund eines Sees. Diese würden mit Säuren ausgewaschen, die zwar Mineralien auflösen, aber Pollen nicht angriffen.

Bekanntere Mittel der Paläoklimatologen sei die Auswertung von Eisbohrkernen oder Baumringen, um auf Temperaturschwankungen zu schließen. Aber alle Methoden würden von der Analyse der Pollenverteilung übertroffen, weil durch sie auch klar wird, welche Pflanzen in der Vergangenheit gediehen, da sich tropische Gewächse in wichtigen Punkten stark von Tundrapflanzen unterscheiden.

Für die aktuelle Studie verwendeten die Autoren um Bryan Shuman Daten von 642 Standorten in Nordamerika und Europa. Die so ermittelten Temperaturen stimmten ziemlich genau mit denen überein, die von Computersimulationen erwartet worden waren. Sie belegten unter anderem, dass sich die Erde während des größten Teils des Holozäns, also der vergangenen 11.000 Jahre, sehr leicht erwärmte. In den vergangenen 2.000 Jahren befand sich die Erde demnach in einer Abkühlungsphase, die zuletzt allerdings durch menschliche Emissionen von Treibhausgasen umgekehrt wurde.


Die Autoren versuchten, die jüngste Erwärmung, etwa im letzten Jahrhundert, in einen Kontext zu setzen. Sie fanden heraus, dass die jüngsten Temperaturen viel höher sind als die Temperaturen der letzten 11.000 Jahre. Ihren Berechnungen zufolge war 2016 wärmer als 99,41 Prozent aller simulierten Holozänjahre. Die Erkenntnis daraus ist grundlegend: Die Aufheizung der Erdatmosphäre liegt weit außerhalb des natürlichen Bereichs. Die Treibhausgasemissionen des Menschen können den natürlichen Abkühlungstrend tatsächlich umkehren. Außerdem stellte sich in der langfristigen geologischen Analyse heraus, dass vor allem die Temperatur auf zwei Kontinenten in den vergangenen 11.000 Jahren das Klima beeinflusste: Nordamerikas und Europas.

Nur menschliches Eingreifen erkläre die Erderwärmung in einer natürlichen Abkühlungsphase. Präzedenzfälle für solche Aufheizperioden gebe es in der gesamten Erdgeschichte nicht, erläuterte Shuman. Gegner der These, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht sei, argumentierten immer damit, dass sich das Klima in der Vergangenheit auch verändert habe. Das stimme aber nur bedingt, denn ein Temperaturanstieg von 1,5 Grad binnen 20 Jahren sei einmalig - und erst aufgetreten, als der Mensch die Natur beiseite geschoben habe. Diese Störung habe Konsequenzen: einen signifikanten Anstieg des Meeresspiegels, Veränderungen der Niederschlags- und Dürremuster, die Versauerung des Ozeanwasser und eine insgesamt wärmere Atmosphäre.

Quelle: https://www.ecocolmena.org/analisis-del-polen-del-pasado-demuestra-que-los-humanos-iniciaron-calentamiento-global

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