Samstag, 1. Mai 2021

Bienensterben weltweit auf dem Vormarsch



Die Zahl der Wildbienenarten ist weltweit rückläufig, wie eine kürzlich erschienene, groß angelegte Studie nahelegt. Die globale Analyse kommt zu dem erschreckenden Ergebnis, dass die wichtigen Bestäuber höchstwahrscheinlich nicht nur hierzulande, sondern rund um den Globus in Bedrängnis sind. Hauptursache ist die Zerstörung von Lebensräumen durch intensive Landnutzung.



Ein Viertel weniger wilde Bienenarten wurden seit 1990 weltweit gesichtet, so das Ergebnis der Studie. WissenschaftlerInnen analysierten dafür Aufzeichnungen aus den letzten 300 Jahren, die vom Globalen Zentrum für Informationen über die biologische Vielfalt (GBIF) zusammengestellt worden waren und die sich auf 20.000 bekannte Bienenarten beziehen. Dabei stellten sie fest, dass zwischen 2006 und 2015 etwa 25 Prozent weniger Arten von Wildbienen gefunden wurden als im Zeitraum vor 1990 - und das, obwohl es mittlerweile deutlich mehr Insektenzählungen und Beobachtungsprojekte gibt als früher.

Die ForscherInnen interpretieren ihre Erkenntnisse als weiteres Indiz dafür, dass das Bienensterben ein globales Phänomen sei. Davon gehen große Teil der Fachwelt bereits seit längerer Zeit aus, jedoch konzentrierten sich die bisherigen Untersuchungen stark auf Europa und Nordamerika. In der neuen Analyse wurde nun festgestellt, dass die dokumentierte Anzahl der Bienenarten auf allen Kontinenten außer Ozeanien rückläufig ist. Das bedeutet nicht unbedingt, dass alle diese Wildbienenarten ausgestorben sind, lässt jedoch zumindest darauf schließen, dass ihre Zahl soweit zurückgegangen ist, dass sie nicht mehr regelmäßig in der Wildnis beobachtet werden können. Die Studie lege nahe, dass die lokalen Beobachtungen zum Bienensterben widerspiegeln, was global vor sich gehe, so Eduardo Zattara, der Hauptautor der Studie.

Als wichtigste Ursache für den Rückgang von Bienen, Bestäubern und anderen Insekten nennt mehr als die Hälfte aller Fachveröffentlichungen die einschneidenden Veränderungen des Lebensraums der Tiere. Ein Haupttreiber dafür ist die industrielle Landwirtschaft, die Flächen in ausgeräumte, von Monokulturen dominierte Agrarwüsten verwandelt, die kaum Lebensraum und Futter bieten. Auch unter dem hohen Einsatz von Pestiziden in den konventionellen Anbaumethoden leiden Bienen, Schmetterlinge und Käfer. Besonders die sogenannten neuen Bienengifte setzen den Tieren zu. Diese in der Fachsprache Neonicotiniode genannten Substanzen wirken systemisch – das heißt sie können die gesamte Pflanze durchdringen (Wurzel, Blätter, Nektar, Pollen, etc.) und bleiben nicht an der Oberfläche. Nimmt ein Tier irgendeinen Teil davon auf, kommt es mit dem Gift in Kontakt, das bereits in sehr kleinen Mengen Insekten töten oder ihr Nervensystem schädigen kann.



Um dem traurigen Trend etwas entgegenzusetzen, müssen diese hochgefährlichen Bienengifte dringend vom Markt. Tatsächlich wurden in den vergangenen Jahren in der EU mehrere Neonicotinoide für den Freilandanbau verboten. Doch für dieses Jahr wurden in Deutschland trotz aller Bekundungen zum Insektenschutz Notfallzulassungen erteilt, die es erlauben, das eigentlich verbotene Neonicotinoid Thiamethoxam im Zuckerrübenanbau zu verwenden – ein gewaltiger Rückschritt für den Schutz von Bestäubern. Große Teile unserer Nahrungsmittelproduktion hängen von der Bestäubung durch Insekten ab.

Wenn Bienen und andere Bestäuber geschützt werden, werden also auch die menschlichen Lebensgrundlagen gesichert. Doch dafür ist es unerlässlich, die Art und Weise zu verändern, wie Lebensmittel angebaut werden. Dazu sind Anbaumethoden nötig, die Artenvielfalt fördern statt sie zu zerstören. So setzen agrarökologische Methoden wie die biologische Landwirtschaft auf vielfältige Fruchtfolgen, die Förderung von Nützlingen, geeignete Sortenwahl und die Förderung vom gesunden Boden, statt auf flächendeckenden Gifteinsatz. Dass ökologische Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag zum Insektenschutz leistet, beweist unter anderem eine Studie der zoologischen Staatssammlung München: Die ForscherInnen fanden auf ökologisch bewirtschafteten Flächen 60 Prozent mehr Schmetterlingsarten als auf konventionell bewirtschafteten Äckern.

Das Umweltinstitut München hat eine entsprechende Europäische Bürgerinitiative gestartet, die unter diesem Link Bienen und Bauern retten soll. Auf der Seite gibt es außerdem weiterführende Informationen zum Download. 

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