Samstag, 20. August 2022

Bienen auf Sonnenblumen geeicht

Wissenschaftler haben in einer Studie getestet, ob Bienen sich auf bestimmte Kulturpflanzen prägen lassen. Nach dem Prinzip des Trainings von Suchhunden wollten sie den Bienen mit Nahrung, die mit Sonnenblumenduft versetzt worden war, eine Vorliebe für die Blüten dieser Pflanze vermitteln. - Und die Arbeiterinnen besuchten anschließend tatsächlich verstärkt Sonnenblumenfelder. Die Äcker profitierten deshalb von der intensiven Bestäubung und produzierten deutlich mehr Samen. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher erkunden, ob so auch der Ertrag anderer Kulturpflanzen erhöht werden könnte.


Die Erkenntnis soll in der Landwirtschaft genutzt werden, wenn nicht mehr genügend Insekten zur Bestäubung zur Verfügung stehen und Pflanzenarten wie die Sonnenblume, die dringend auf Bienen, Schmetterlinge und Co angewiesen ist, nicht mehr ausreichend bestäubt werden. Durch den Trick könnten sinkende Insektenbestände und Ernteausfälle eine Weile ausgeglichen werden, zeigten sich die Fachleute überzeugt. 

Neben Anstrengungen, auch wild lebende Bestäuberinsekten anzulocken, sollen die Bauern mit angewanderten Honigbienenvölkern die Kulturen beleben, erklärte der Leiter der Untersuchung, Walter Farina von der Universität im argentinischen Buenos Aires.


Farina hatte für seine Studie die natürliche Fähigkeit der Bienen, sich lohnende Gerüche einzuprägen, zugrunde gelegt und die bereits nachgewiesene Erkenntnis angewandt, dass Insekten lernen können, einen bestimmten Blütenduft mit großer Pollen- und Nektarausbeute zu verbinden. Sein Team und er entwickelten deshalb zunächst einen Duftstoff, der dem Geruch von Sonnenblumenblüten entspricht. Damit versetzten sie dann Zuckerlösungen, mit denen Bienen in Versuchsvölkern gefüttert wurden. In Kontrollvölkern kam dagegen ein Futter zum Einsatz, das mit Jasminblütendurf versehen war.

Im Freilandversuch mit beiden Gruppen wurden die Beuten dann in etwa 600 Metern Entfernung zu einem Versuchsfeld mit Sonnenblumen aufgestellt. Bei der Analyse der Schwänzeltänze, mit denen die Sammlerinnen ihren Kolleginnen Fluganweisungen zur lukrativsten Nahrungsquelle geben, zeigte sich dann, dass die auf Sonnenblumenduft geprägten Völker viel früher und häufiger die Position des Sonnenblumenfelds vermittelten.  


In weiteren Analysen wurde deutlich, dass die Bienen dieser Völker besonders intensiv in dem Sonnenblumenfeld unterwegs waren und auch überdurchschnittlich viel Pollen davon in den Stock zurückbrachten. Die Bienen der Kontrollvölker besuchten dagegen häufiger auch andere Pflanzenbestände im Flugradius. 

"Die Auswertung belegt eindeutig, dass sich Honigbienen auf einen Geruch konditionieren lassen. Das Verhalten der Bienen kann durch Geruchsanleitungen beeinflusst werden", fasste Farina in seiner Bilanz zusammen. Als vielleicht wichtigstes Ergebnis für die Praxis nannte er, dass die Prägung zu einer klaren Steigerung der Ernteerträge führte. So gaben Sonnenblumenäcker im Umkreis "trainierter Völker" zwischen 29 und 57 Prozent mehr Ertrag ab als Felder, die nur von Kontrollgruppen angeflogen wurden.

Als nächstes Ziel gaben die Wissenschaftler aus, weitere Geruchsstoffe zu entwickeln, um die Bestäubungseffizienz und Produktivität anderer wichtiger Nutzpflanzen zu erhöhen. In ersten Versuchen ging es bereits um das Potenzial bei Mandeln, Äpfeln und Birnen.  

Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2020.08.018

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