Britische Forscher haben herausgefunden, dass Blumen sich über Generationen hinweg anpassen, um für bestäubende Vögel attraktiv zu sein, nicht aber für Bienen. Am Beispiel amerikanischer Fingerhüte fanden sie heraus, dass diese ihre lila Blüten auf die Bestäubung durch Kolibris ausrichteten. Innerhalb von nur 85 Generationen könne die Evolution neue Beziehungen zwischen Pflanzen und Bestäubern knüpfen, fanden die Wissenschaftler heraus.
Die auffälligen lila Blüten der Fingerhüte (Digitalis purpurea) stammten eigentlich aus Europa, wo sie von Hummeln bestäubt werden. Als Fans der Pflanze diese nach Amerika brachten, machten sie nicht nur Blumenliebhabern, sondern noch viel mehr Kolibris eine Freude. Die stürzen sich nämlich regelrecht auf den Nektar des Fingerhuts.
Maria Clara Castellanos von der University of Sussex im britischen Brighton und ihre KollegInnen wiesen dies im Rahmen einer Studie nach, für die sie über 2.000 Fingerhutpflanzen in Großbritannien, Kolumbien und Costa Rica jeweils drei Minuten lang beobachtet und deren Bestäuber dokumentiert haben. Sie gewannen die Erkenntnis, dass Kolibris in Kolumbien
und Costa Rica bis zu 27 Prozent der Fingerhüte bestäuben. Zugleich fanden sie heraus, dass die Blütenkrone - die
langen lila Röhren, die Gärtner so sehr lieben - dort 13 Prozent bzw. in Costa Rica sogar 26 Prozent länger sind als
die der britischen Fingerhüte.
Daraufhin stellten sich die Wissenschaftler die Frage, warum Fingerhüte sich überhaupt veränderten und längere Trichter ausbildeten. Als Antwort kristallisierte sich heraus, dass Pflanzen mit Blüten, die zu lang sind, als dass Hummeln ihren Nektar erreichen könnten, garantiert von Kolibris bestäubt werden. Und die Vögel zeigten sich bei der Verbreitung der Pollen wirksamer als die Wildbienen. Sie brachten mehr Pollen auf die nächste Blüte. Die längeren Trichter erleichterten den Kolibris den Zugang, und möglicherweise verbessern sie auch die Bestäubungsraten. Darüber hinaus haben Kolibris einen größeren Bewegungsradius als Bienen, was die Gefahr der Inzucht bei den Pflanzen verringert.
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