Samstag, 14. November 2020

Krebsforschung: Wundermittel Bienengift?

In der Krebsforschung kristallisiert sich Bienengift möglicherweise als wirksame Medizin gegen Brustkrebs heraus. Australische Forscher haben ein Peptid daraus isoliert, das aggressive Brustkrebszellen abtötet, ohne zugleich gesunden Zellen allzu sehr zu schaden. Auf lange Sicht könnten Betroffene damit effektiver behandelt werden - und sie müssten nicht mehr gegen die starken Nebenwirkungen wie etwa bei einer Chemotherapie ankämpfen.


Aber das ist für die weltweit 14 Millionen Menschen mit einer Krebsdiagnose noch echte Zukunftsmusik, wie die Grundlagenstudie belegt, die in den Fachzeitschriften "Precision Oncology" und "Nature" veröffentlicht wurde. Dennoch drücken die Experten ihre Hoffnung aus, einen Wirkstoff gerade gegen aggressive Krebsarten wie den sogenannten dreifach-negativen Brustkrebs gefunden zu haben. Ihre Arbeit gehe weiter, um geeignete Therapieformen zu finden, kündigten sie an.

Bei der Studie war Gift von 312 Bienen aus Perth, Irland und England verwendet worden, um damit Brustkrebserkrankungen behandeln. Da es sehr viele Bienenarten auf der ganzen Welt gibt, untersuchte die Forschungsgruppe das Gift von Bienen aus drei unterschiedlichen Ländern. Die Bienen wurden zunächst mit Kohlendioxid eingeschläfert und eingefroren, ehe das Gift durch sorgfältiges Sezieren extrahiert wurde. Das Gift zeigte in der Anwendung genau die erhoffte Wirkung und zerstörte Brustkrebszellen effektiv. Außerdem wurde festgestellt, dass es nur minimale Auswirkungen auf gesunde Zellen hatte. Obwohl es sich um unterschiedliche Bienenrassen aus unterschiedlichen Ländern - ja sogar Kontinenten - handelte, zeigten die Gifte fast identische Effekte in der Therapie.


Das Melittin, das beim Stich die Schmerzen verursacht, ist in der Krebstherapie die Schlüsselsubstanz. Der Stoff scheint in der Lage zu sein, Krebszellen in nur einer Stunde zu zerstören. Zugleich entdeckten die Forscher, dass Melittin die chemischen Signale der Krebszellen, die für Wachstum und Teilung wesentlich sind, in nur 20 Minuten reduzierte. 

Die Autoren der Studie wiesen darauf hin, dass Melittin bereits synthetisch hergestellt werden kann. Und noch wichtiger: auch das synthetische Produkt zeigte in Labor- und Tierversuchen die meisten Wirkungen, die auch das Melittin aus Honigbienengift an den Tag legte. Sowohl Honigbienengift als auch synthetisches Melittin verringerten demnach die Lebensfähigkeit von dreifach-negativem Brustkrebs und HER2-angereicherten Brustkrebszellen "signifikant, selektiv und schnell". Am wirksamsten habe sich das Melittin in Kombination mit einer Chemotherapie gezeigt.

https://www.nature.com/articles/s41698-020-00129-0

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen