Tatsächlich bestätigte der königliche Imker John Chapple in mehreren Interviews, dass er den Zehntausenden von Bienen, die auf dem Gelände des Buckingham Palace und des Clarence House gehalten werden, leise mitgeteilt hat, dass die Königin gestorben sei und nun König Charles ihr neuer Herr werde.
"Viele Leute haben sich diese Geschichte angesehen und einfach nur die Augen über die schrulligen Briten verdreht. Der Brauch erscheint sehr seltsam", erklärte Historiker Mark Norman. "Aber das ist er eigentlich gar nicht. Es handelt sich um eine sehr alte Tradition." Die genauen Ursprünge des "Den Bienen Erzählens" seien zwar nicht bekannt, aber die Praxis stamme vermutlich bereits aus keltischer Zeit. Damals sei die Haltung und Verehrung von Bienen den alten Ägyptern nachempfunden worden. Im 18. und 19. Jahrhundert habe die Meinung vorgeherrscht, dass die Weigerung, schlechte Nachrichten einer Familie mit ihren Bienen zu teilen, Unglück zu Unglück bringe.
Seinen Ursprung könnte der Brauch genommen haben, als einmal ein Imker seinen Bienen etwas gebeichtet haben könnte und danach einen Glücksmoment genießen konnte. So könnten Traditionen entfacht werden, weil niemand Dinge verhexen wolle, mutmaßte Norman. Andere Imker hätten das Ritual übernommen und strikt eingehalten, weil sie nicht das Pech riskieren konnten, dass ihr Schwarm weiterzieht oder Völker sterben, wenn sie es unterlassen.
Norman, der ein Buch mit dem Titel "Telling the Bees and Other Customs: The Folklore of Rural Crafts" geschrieben hat, sagte, dass die Tradition mittlerweile für alle Bienenstöcke gilt, nicht nur die königlichen, weil Bienen weniger als Nutztiere betrachtet wurden, sondern eher als Familienmitglieder galten. Da sei es nur logische Konsequenz, sie über alle wichtigen Lebensereignisse in der Familie, seien es Todesfälle, Hochzeiten oder Geburten, zu informieren. Denn auch für Bienen gelte, was Menschen lieb sei: Sie wollten nicht nur schlechte Nachrichten hören.
Bilder mit freundlicher Genehmigung von Thesouthafrican.com |
Aktuell habe Palastimker Chapple aber die traurige Nachricht weitergetragen. Es sei zu jedem Stock gegangen, habe an die Seite geklopft und ihnen dann vom Tod der zweibeinigen Königin erzählt. Da die Bienen deshalb "in einen Zustand der Trauer" traten, habe Chapple tatsächlich auch ein schwarzes Band an die Beuten gebunden. Ihm, Norman, hätten seit dem Tod von Elizabeth II. viele Imker, auch nicht-königliche, berichtet, dass sie die Tradition des "Den Bienen Erzählens" hochgehalten hätten. Das sei ein eindeutiges Zeichen dafür, wie wichtig den Briten Traditionen seien - und zugleich zeige das Ritual den Wert, der den Bienen heute immer noch oder angesichts des Klimawandels wieder beigemessen werde, seit die Bestäubungsleistung der Bienen thematisiert wird.
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