Dienstag, 22. März 2022

Ein guter Ort für einen Bienenstock


(...) Erstlich gebührt, dass Bienen ihr heimisches Lager gewählt sei, wo kein stürmischer Wind sie erreicht, (denn es wehren die Winde heimzutragen die Kost) kein Schaf noch stößiges Böcklein frech die Blumen durchhüpft, noch im Feld umirrend die Milchkuh rings abschüttelt den Tau und wachsende Kräuter zerstampfet.
(...) Aber ein lauterer Quell, ein Teich mit gründendem Moose, grenze daran, und ein seichtes, durch Gras hinrieselndes Bächlein, schatt' auch die Palm' entgegen dem Hof und der wildernde Ölbaum, dass, wenn zuerst mit Schwärmen im eigenen Lenze die neuen Könige ziehn, und die Jugend, dem Stock entlassen, umherspielt, sie der benachbarte Bord einlad' in liebliche Kühlung, und sie ein Baum am Weg in der Laubherberge bewirte.
Mitten hinein, - ob stehe gehemmt, ob rinne das Wasser, - wirf durchkreuzende Weiden und mächtig ragende Steine, dass auf häufigen Brücken sie dastehn können, die Flügel gegen den Strahl der Sonne gestreckt, wenn die säumenden etwa sonderte oder mit Sturm ins Wasser eintauchte der Ostwind.
Ringsum lass aufgrünend den Zeiland unter balsamisch duftendem Quendel erblühn, auch Reichtum strenge gewürzter Saturei und Violen, getränkt vom wässernden Borne.
Aber die Körbe selbst, - ob genäht aus höhlender Rinde, ob vom Spross der biegsamen Weide sie seien geflochten, - lass nur enge Pforten haben: denn Kälte des Winters härtet den Honigseim, ihn löst die schmelzende Wärme. Beides droht den Bienen mit gleicher Gefahr, und umsonst nicht eifern jen' um die Wette, mit Wachs die luftigen Spalten ihrer Burg zu verkleben, durch Tünch' und Blumen den Eingang wohl zu verbaun, und dem Werke gesammelten Leim zu bewahren, zäher denn Mistelschleim und Harz vom phrygischen Ida.

                                                                                      Vergil (70 - 19 vor Christus)

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