Samstag, 19. Juni 2021

Osterinseln sollen Weltbienenreservat werden

Die Osterinseln haben einen Antrag gestellt, als Weltbienenreservat anerkannt zu werden. Die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO hat zwar noch nicht darüber entschieden. Ihre Zustimmung wird aber allgemein erwartet, nachdem eine seit 2016 andauernde Untersuchung zeigt, dass die Bienen dort frei von Krankheiten sind. 

Laut der Studie gehören sowohl die Honigbienen als auch die Wildbienen der Osterinseln zu den gesündesten der Welt. Die Völker seien frei von Milben, Viren und Bakterien, stellten die Experten fest. Da die Tiere isoliert auf den Inseln lebten, seien sie nicht mit den anderswo üblichen Krankheiten, tödlichen Pestizide und Parasiten in Kontakt gekommen. Ihr Genmaterial sei daher unbelastet und gebe Züchtern Anlass zu Hoffnung, mit einer weltweit einzigartigen Art auch ein Mittel gegen moderne Krankheiten an die Hand zu bekommen. Denn wie auf dem ganzen amerikanischen Kontinent waren Bienen um 1850 auch auf die Osterinseln gebracht worden. Seither habe es keinen Austausch mit anderen Rassen gegeben, die Tiere seien aber als Bestäuber von Mangos, Ananas, Bananen, Guaven und Prärieblumen mittlerweile auch auf den Osterinseln unverzichtbar.

Die Stiftung für landwirtschaftliche Innovationen/FIA hatte das Projekt angestoßen und die Bienenforschung auf den Inseln finanziert. Sie hatte die Osterinseln bei der landwirtschaftlichen Einstufung aller Länder der Welt überhaupt erst auf den Schirm bekommen, die dortige Situation als weltweit einzigartig eingestuft und einen Vergleich der Lage der Bienen nur mit einigen Ländern Ozeaniens gezogen.

Die Bewohner der Osterinseln, Imker und Umweltschützer haben deshalb bereits die Weichen gestellt, um die Bienen und deren Produkte zu schützen. Sie wollen denselben Weg einschlagen wie die beiden einzigen anderen Weltbienenreservate, Australien und eine Insel im Süden Neuseelands.

Patricio Castillo Manutomatoma lebt auf der Hauptinsel und widmet sich seit acht Jahren Bienen als Hobby. "Bisher habe ich Bauern einfach die Bestäubung durch meine Bienen angeboten und bin mit den Völkern ein bisschen gewandert", erklärte er. Der meiste Honig werde einfach von seiner Familie und seinen Nachbarn verspeist. "Wir kennen uns viel zu wenig aus, um mehr mit den Bienen und ihrem Honig zu tun." 

Laut FIA-Vertreter Fernando Arancibia sollten die Imker der Region dagegen mehr Augenmerk auf ihre Zucht legen und vielmehr gesunde, genetisch einzigartige Königinnen exportieren. Aber auch der Honig der Insel sei interessant, weil er intensiv nach Guaven, Mangos und Bananen schmecke. Diese Aromen finde man sonst sehr selten. Zugleich arbeite die Landwirtschaft auf den Osterinseln "sehr sauber", und es gebe keine gefährlichen Abfälle, die in den Honig gelangen könnten.

Wildbienen auf der Insel und die von Imkern gehaltenen Honigbienen seien frei von den vier weltweit wichtigsten Krankheitserregern, die für 60 Prozent der kollabierenden Völker verantwortlich sind. Zugleich sei der agronomische Ertrag von 100 bis 120 Kilo Honig pro Volk sehr produktiv, weil die Königin elf Monate im Jahr Eier ablegen könne.


Noch ehe man aber mit der Vermarktung loslege, müssten Vorkehrungen getroffen werden, dass das Naturparadies und seine Bienen keinen Schaden nähmen, betonte die FIA. Es sei unabdingbar, "das Reservat in diesem unglaublichen Zustand" zu erhalten. Schließlich seien weltweit kaum noch Regionen als varroosefrei zertifiziert.

Nachdem noch keine genetischen Studien durchgeführt wurden, ist noch unklar, ob es sich bei den Bienen auf den Osterinseln um eine eigene Art handelt. Äußerlich ähnelt sie der Apis mellifera. Ein Verbot für den Import von Bienen soll auf jeden Fall schon einmal sicherstellen, dass keine Krankheiten eingeschleppt werden. Und Anträge, die Höhlen zu schützen, die wild lebende Kolonien der Inselbienen gerne beziehen, sind ebenfalls auf den Weg gebracht.

Bürgermeisterin Patricia Aldea, selbst Hobbyimkerin, betonte, "wir brauchen jede Hilfe, um dieses Welterbe zu bewahren. Denn es gibt nur noch wenige Orte auf der Erde, die so außergewöhnliche Eigenschaften besitzen wie unsere Inseln".

Bilder: Stiftung Manu Meri

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