Samstag, 25. November 2023

Lichtverschmutzung wirkt schlimmer als befürchtet


Schon wenig künstliches Licht in der Nacht gefährdet laut einer Studie zahlreiche Ökosysteme. Wie die Autoren der Erhebung mitteilten, belegen ihre Forschungen, dass die Folgen der Lichtverschmutzung weitreichender sind als bisher befürchtet. Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv) und die Universität Jena erklärten gemeinsam, dass bereits geringe Mengen künstlichen Lichts die Stabilität von Artengemeinschaften und Ökosystemen stören.


Die Lichtverschmutzung, die in der Vergangenheit jedes Jahr um bis zu zehn Prozent angestiegen ist, unterbreche die natürlichen Lichtzyklen, die im Laufe der Erdgeschichte weitgehend konstant gewesen seien, erklärten die Experten. Diese Zyklen seien für Organismen, die auf Licht als Energie- und Informationsquelle angewiesen sind, lebenswichtig. Bislang hätten sich die meisten Studien zu künstlichem Licht in der Nacht weitgehend auf die menschliche Gesundheit und auf einzelne Arten konzentriert, erkannten die Wissenschaftler. Die Untersuchung ganzer Ökosysteme sei hingegen außen vor geblieben.


"Arten existieren nicht isoliert, sondern interagieren auf vielfältige Weise", erklärte Myriam Hirt von iDiv und der Universität Jena. "Unser Ziel war es, besser zu verstehen, wie sich die Aufhellung des Nachthimmels auf ganze Ökosysteme und die damit verbundenen Ökosystemleistungen auswirkt." Dazu wurden unterschiedliche Ökosysteme im Labor nachgebaut. In mehrere Studien wiesen die Biologen dabei nach, dass die Auswirkungen von künstlichem Licht auch unterirdische Bodengemeinschaften erreichen und die Bodenatmung sowie die Wirksamkeit der Kohlenstoffnutzung beeinflussen. Künstliches Licht beeinflusse auch die Aktivität von Insekten, was unter anderem zu mehr Jagdverhalten führe. Es verringere die pflanzliche Biomasse und deren Vielfalt und führe zur Veränderung von Pflanzenmerkmalen wie der Behaarung der Blätter. Durch künstliches Licht können sich nach Erkenntnissen der Forscher auch die Zeiträume verschieben, in denen Arten aktiv sind. Das könne den Fortbestand von Arten beeinflussen. "So verändert beispielsweise eine Verschiebung der Aktivität von tagaktiven und dämmerungsaktiven Arten in die Nacht die Aussterberisiken in der gesamten Artengemeinschaft", sagt Co-Autor Remo Ryser.


Weitere Studien weisen zudem nach, dass künstliches Licht Dominoeffekte haben kann, die sich auch auf den Menschen auswirken. So könne künstliches Licht bei Nacht zum Beispiel die Häufigkeit und das Verhalten von Stechmücken beeinflussen - etwa die Wirtssuche, die Paarung und die Flugaktivität. Dies könnte weitreichende Folgen für die Übertragung von Krankheiten wie Malaria haben.

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