Der in Würzburg ansässige Verein Bergwaldprojekt hat seine Daten in einer Studie ausgewertet und kommt zu dem Schluss, dass nur jeder fünfte Baum in Deutschland noch gesund ist. Als Hauptursache benannte er den Klimawandel. Es bedürfe einer ganzen Palette von Maßnahmen, um die Wälder zu retten. Oberste Maxime aller Aktionen müsse die naturnahe Waldnutzung sein, betonte Hendrik von Riewel, Förster und Projektkoordinator des 30-jährigen Naturschutzvereins. Mit dazu gehöre auch der Wolf, der durch seine Jagd bei der Reduzierung des Wildbestands helfen könne.
Laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium gibt es in Deutschland 11,4 Millionen Hektar Wald. Das entspricht etwa 30 Prozent des Bundesgebiets. Die Hälfte des Walds ist in privater Hand, 30 Prozent gehören Städten, Ländern und Bund. In diesem Teil ist der Verein aktiv, pflegt Bäume, Moore und Biotope. Im vergangenen Jahr hatten etwa 4.000 Freiwillige bei seinen Aufforstungsprojekten mitgeholfen.
Bergwaldprojekt forstet Wälder ausschließlich mit Baumarten auf, die dort von Natur aus vorkämen, nicht mit Arten aus anderen Teilen der Welt, die vielleicht besser mit veränderten Umweltbedingungen zurecht kämen. "In dem Moment, wo wir Arten von irgendwo herholen, die aber gar nicht angepasst sind an hiesige Bodenverhältnisse, habe ich am Ende kein stabiles Waldökosystem mit all den Zusammenhängen, die ein Waldökosystem ausmachen", erklärte Riewel.
Zu wenig Regen, Überdüngung durch Stickstoff, keine Widerstandskraft gegen Schädlinge - vielen Bäumen geht es dadurch schlecht. Wie stark Insekten insbesondere Nadelbäumen zusetzen, zeigen Daten, die das Statistische Bundesamt jüngst herausgab: 2022 seien Insektenschäden in 60 Prozent der Fälle die Ursache für den durch Waldschäden bedingten Holzeinschlag gewesen. 2021 sei dies beim Rekordwert von 81 Prozent der Fall gewesen. Seit 2016 seien Schädlinge die Hauptursache für Schadholzeinschlag. Seit 2020 nahmen die Statistiker auch Trockenheit als Ursache auf, seither stieg dieser Anteil von 5,2 auf 8,1 Prozent.
"Alle Waldökosysteme stehen unter massivem Stress. Aus meiner Perspektive ist das beängstigend, weil wir ja gerade erst am Anfang der klimatische Entwicklung stehen", sagte Riewel weiter. Er forderte, die Wälder widerstandsfähiger zu gestalten. So plädierte er etwa für Anreize wie Subventionen, um Waldbesitzer für schonenden Umgang mit dem Ökosystem zu belohnen: "Wir müssen pfleglich nutzen. Das heißt, wir müssen den Boden schonen. Wir müssen das, was an Vegetation auf der Fläche schon steht, schonen."
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