Dienstag, 12. Juli 2022

Bamberg legt Insektenparadiese an


Die Stadt Bamberg hat als eine der ersten Kommunen in Deutschland die Untätigkeit zur obersten Grundregel des Artenschutzes erklärt. Was zunächst paradox klingt, hat dazu geführt, dass die Straßenränder der Stadt zu wahren Paradiesen für Insekten generierten. Weil in der Stadt die Straßenränder schon seit 20 Jahren seltener gemäht werden, lockt das zahlreiche Insekten und auch neue Arten an. Zugleich wachsen auch deutlich vielfältigere Pflanzen: 472 Pflanzenarten wurden 2021 gezählt, 1999 waren es noch 320, wie eine Sprecherin der Stadt mitteilte. Auch in anderen Kommunen gibt es inzwischen ähnliche Maßnahmen.

Seit 2019 ist auch die Regierung von Oberfranken mit im Boot. Die Pflege der Straßenränder sollte auch hinsichtlich der Insekten optimiert werden. Die Stadt Bamberg habe das Thema ökologische Straßenrandpflege schon seit über 20 Jahren in den Blickpunkt gerückt und "war hier wirklich führend", lobt Gerhard Bergner von der Höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Oberfranken. Inzwischen hat die Regierung auch einen Leitfaden zur ökologischen Straßenrandpflege veröffentlicht.


"Je häufiger gemäht wird, desto schlechter ist es für die Insekten", erklärt Bergner. Für die Artenvielfalt sei es viel besser, nur einmal, maximal zwei Mal im Jahr zu mähen statt vier bis fünf Mal. Allerdings bedeute das nicht auch gleichzeitig weniger Aufwand für die Kommunen. Es sollte nämlich nicht gemulcht werden, weil beim Mulchen Pflanzenreste liegen blieben. Und wenn die Verkehrssicherheit es zulasse, könnten Straßenränder auch einmal gar nicht oder stufenweise gemäht werden. Die Verkehrssicherheit gehe aber in jedem Fall vor. Besondere Pflanzungen am Straßenrand seien nicht nötig, sagte Bergner weiter. Er rate oft: "Einfach mal wachsen lassen", anstatt Saatmischungen zu kaufen und auszusäen.

Blühende Straßenränder funktionierten für Insekten wie Wanderwege, an denen sie entlanglaufen oder entlangfliegen, heißt es bei der Regierung von Oberfranken. So seien die Biotope untereinander vernetzbar. Zudem könnten Insekten die Pollen und den Nektar der dort wachsenden Pflanzen nutzen.


Die Stadt Hof hatte im Herbst angekündigt, die Pflege ihrer Grünflächen umzustellen: Es werde seltener gemäht, damit Pflanzen dort blühen könnten. Zudem lasse man bewusst Brachstreifen als Nahrungsquelle und Rückzugsort für Insekten und Kleintiere. Speziell im Bürgerpark Theresienstein bleiben den Angaben nach auch Bereiche mit Brennnesseln stehen, die wichtige Futterpflanzen etwa für Vögel sind.

In Würzburg sucht die Stadt derzeit Patinnen und Paten für die Baumscheiben, das ist der offene Bodenbereich rund um den Baumstamm. Um die Gesundheit der Bäume zu verbessern und für mehr Pflanzenvielfalt zu sorgen, sollen sich Menschen um diesen Bereich besonders kümmern: Die Aufgaben der Patinnen und Paten umfasse die Bepflanzung und regelmäßige Pflege der Baumscheibe, teilte die Stadt mit. Besonders in Hitzephasen sei auch das Gießen der Bäume wichtig. So würden die Bürgerinnen und Bürger nicht nur einen Beitrag zum Schutz des Baumbestandes leisten, sondern auch für die Artenvielfalt.


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