Dienstag, 19. Oktober 2021

Heide - schön, nahrhaft und hilfreich

Heidekraut ist nicht nur schön anzusehen – für Hummeln ist der Nektar dieser Pflanzen neben Nahrung zu knapper Trachtzeit auch echte Medizin. Denn der Nektar der Besenheide enthält eine Substanz, die Darmparasiten der Hummeln beseitigt.


Die Natur stärkt den Bestäubern auch in bedrohlichen Zeiten noch den Rücken. Sie produziert nicht nur Arzneipflanzen für menschliche Leiden, sondern auch pflanzliche Medikamente für Hummel und Co, wie Hauke Koch von den Royal Botanic Gardens in Kew und sein Team herausgefunden haben. Für ihre Studie hatten sie den Nektar von 17 häufig von Hummeln in Europa besuchten Pflanzen auf mögliche Arzneiwirkungen hin untersucht. Die Forscher kultivierten dafür zunächst einen häufigen Darmparasiten von Hummeln, den Einzeller Crithidia bombi und setzten dann seiner Nährlösung den Pflanzennektar zu.

Die Versuche ergaben: Einige der Pflanzennektare zeigten tatsächlich eine leicht hemmende Wirkung auf die Parasiten. Am eindeutigsten und stärksten aber war diese Wirkung beim Nektar der Besenheide (Calluna vulgaris). Er hinderte das Wachstum der Parasiten und tötete einen Teil von ihnen, wie die Forscher berichteten. Nähere Analysen ergaben, dass eine bestimmte chemische Komponente des Heidekrautnektars für diese Wirkung verantwortlich ist. Diese Callunen getaufte Verbindung hemmt nicht nur die Vermehrung der Parasiten, sondern scheint Hummeln auch vor einer Infektion mit diesen Einzellern schützen zu können, wie Tests ergaben.

Nach Ansicht der Forscher demonstrierte der Fund, dass Pflanzen nicht nur als Nahrung für Insekten wichtig sind – sie tragen auch dazu bei, ihre Gesundheit zu erhalten. "Heidelandschaften könnten noch wertvoller sein als bisher gedacht", betonte Koch. "Denn sie versorgen wilde Hummeln mit einer natürlichen Medizin in Form dieses Nektars und schützen sie so gegen einen häufigen Parasiten." Deshalb sei es wichtig, die verbliebenen Heidelandschaften zu schützen und vor der Zerstörung zu bewahren. Denn nach Angaben des Wildlife Trusts sind allein in Großbritannien in den vergangenen 150 Jahren 85 Prozent aller Flachland-Heidegebiete verschwunden.


"Wenn wir wissen, welche Pflanzen nötig sind, um eine gesunde Balance zwischen den Bienen und ihren Parasiten zu erhalten, dann kann dies helfen, gezielt die Habitate zu erhalten und zu regenerieren, die die Bienengesundheit fördern", prognostizierte der Co-Autor der Studie, Mark Brown vom Royal Holloway College der University of London. Der Schutz der Pflanzen helfe dann auch gleichzeitig dem Schutz der Bestäuberinsekten.

Quelle: https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(19)31087-5

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