Samstag, 29. Juni 2024

Invasiver Kirschlorbeer? - Verkaufsverbot in der Schweiz


Der Kirschlorbeer ist als Gartenpflanze so beliebt wie umstritten. Während Menschen, die ihren Garten nur zum untätigen Genießen besitzen, seine Anspruchslosigkeit schätzen, lehnen ihn aktive Gärtner als Giftpflanze für Insekten ab. Die Blüten bieten Hummeln, Wildbienen und Schmetterlingen nur ein mäßiges Nektarangebot. Von größeren Pflanzenfressern wird Kirschlorbeer wegen der enthaltenen Gifte weitgehend gemieden. Eine Studie gibt den Kritikern nun noch mehr Argumente gegen die aus Kleinasien stammende Pflanze an die Hand: der Kirschlorbeer breitet sich in einigen Wäldern stark aus.


Der schnellwüchsige Busch habe ein "hohes invasives Potenzial" und werde "die Waldstruktur und die Artenzusammensetzung dauerhaft verändern", sagte Studienleiter Stefan Abrahamczyk vom Naturkundemuseum Stuttgart. Der Klimawandel werde die Entwicklung noch verstärken. Die Wissenschaftler hatten die wilde Ausbreitung der als Heckenpflanze beliebten Art im Kottenforst, einem großen Waldgebiet bei Bonn, näher untersucht. Häufigkeit, Wuchshöhe und -fläche sowie Altersstruktur und Reproduktionsfähigkeit wurden erfasst. Die ältesten Exemplare seien bereits 30 Jahre alt und bedeckten eine Fläche von 50 Quadratmetern, bilanzierte Abrahamczyk. 

Die meisten der Pflanzen seien aber deutlich jünger und kleiner, weil sie vermutlich durch die gestiegenen Windtemperaturen seit dem Jahr 2000 verstärkt etabliert wurden. Sie hätten reichlich Blüten und Früchte getragen und seien von einem Kreis Jungpflanzen umgeben gewesen. Die Beobachtungen zeigten eindeutig, dass sich der Kirschlorbeer selbstständig im Wald vermehre, weshalb er als Neophyt kategorisiert wurde. Die Pflanze sei eine Konkurrenz für alle anderen Unterholzarten. Zudem verändere sie die Bodenchemie zum Schlechteren und gefährde so wichtige Bodenorganismen. Da sich im Kottenforst keine anderen Unterholzpflanzen mehr ausbreiteten und das dichte Laub des Kirschlorbeers sogar Kriechpflanzen den Lebensraum nehme, rieten die Experten dazu, Kirschlorbeer auch als invasiv einzustufen. Die Entscheidung dafür muss jedoch das Bundesamt für Naturschutz fällen.


In der Schweiz wurde bereits ein Verkaufsverbot für Kirschlorbeer beschlossen. Ab September darf dort Kirschlorbeer - und auch andere als invasiv eingestufte - nicht mehr gehandelt werden. So soll verhindert werden, dass sich Pflanzen unkontrolliert ausbreiten und Schäden anrichten.

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