Samstag, 8. Juli 2023

Zu wenig genetische Vielfalt bei Bienen in den USA

Das Forschungsinstitut des US-Landwirtschaftsministeriums (ARS) hat vor dem Hintergrund, dass zahlreiche Lebensmittelzweige sich ausschließlich auf die Bestäubung durch Honigbienen verlassen, eine Genstudie zum Bienenbestand gemacht. Die Ergebnisse seien alarmierend, betonte das ARS.


Erhofftes Ziel der Forschungsarbeit sei es gewesen, genügend Vielfalt bei der US-Honigbiene nachzuweisen, um sie auch bei einer wachsenden Zahl von Stressfaktoren wie Parasiten, Krankheiten, Unterernährung und Klimawandel als zuverlässigen Bestäuber der Zukunft einkalkulieren zu können. Schließlich sei der wirtschaftliche Wert ihrer Leistung pro Jahr auf weit über 17 Milliarden US-Dollar ermittelt worden. Herausgekommen sei jedoch, dass die Honigbienenpopulation in den USA eine geringe genetische Vielfalt aufweise. So sehr, dass nicht nur die Bestäubung von Nutzpflanzen, sondern sogar die Bienenzucht selbst gefährdet sei.

Bei der Analyse von 1.063 Bienen von Hobby- und Berufsimkern aus 45 US-Bundesstaaten, dem District um die Hauptstadt Washington und den zwei US-Territorien Guam und Puerto Rico setzten die Forscher mitochondriale DNA-Marker ein, die gezielt die Linie der Mütter verfolgt. Die Daten zeigten, dass die Honigbienenpopulationen stark auf eine einzige evolutionäre Abstammungslinie zurückgehen. Tatsächlich gehörten 94 Prozent der analysierten Bienen zur C-Linie des nördlichen Mittelmeerraums. Nur je drei Prozent gehörten der M-Linie des westlichen Mittelmeerraums und der afrikanischen A-Linie an.

"Die genetische Vielfalt hat Einfluss auf die Fähigkeit der Honigbiene, auf Krankheiten zu reagieren, sich an die Umwelt anzupassen und produktiv zu sein", sagte Mohamed Alburaki, Entomologe bei ARS. "Ohne dieses Bestäuberinsekt werden wir einen drastischen Rückgang der Menge und Qualität unserer landwirtschaftlichen Produkte wie Mandeln, Äpfel, Melonen, Preiselbeeren, Kürbisse, Brokkoli und viele andere Obst- und Gemüsesorten, die wir gewohnt sind, zu kaufen, erleben."


Und: "Auf genau diesen drastischen Rückgang müssen wir uns einstellen, wenn wir dieser einseitigen Zucht nicht entgegenwirken." 
Der Mangel an genetischer Vielfalt mache US-amerikanische Honigbienen anfällig für das Überleben in wechselnden Klimazonen, in denen es jetzt feuchter oder trockener als üblich ist. Es bestehe auch berechtigte Sorge, dass Honigbienen Krankheiten oder Parasiten zu wenig entgegenzusetzen hätten. Die geschwächte Immunität der US-amerikanischen Honigbienen sei bereits zu einer wirtschaftlichen Belastung für Bienenproduzenten und Imker geworden. Denn die Zahl der Winterverluste habe sich bislang in Maßen gehalten, im vergangenen Winter aber drastisch auf einen neuen Höchststand zugelegt. Es genüge nicht mehr, die Völker nur einmal pro Jahr gegen Varroa zu behandeln.

Am auffälligsten sei es, dass 77 Prozent der US-Honigbienen nur zwei Typen mütterlicher DNA aufwiesen. Im heimischen Mittelmeerraum der Bienen seien es dagegen Hunderte. Diese zeigten auch erstaunliche Anpassungsmerkmale an ihre Umgebung, die dringend in die US-amerikanischen Bestände integriert werden sollten, riet Alburaki. Sein Team werte deshalb gerade die väterliche Vielfalt aus und wäge Methoden ab, um eventuell über Zuchtstationen gezielt mehr Diversifizierung zu erreichen. 

Zugleich werde in die Vergangenheit zurückgeblickt, um die Entwicklung der US-amerikanischen Honigbiene seit ihrer Einfuhr nach Nordamerika im 17. Jahrhundert zu analysieren. Diese Erkenntnisse könnten dann womöglich dabei helfen, neue Haplotypen in den USA zu lokalisieren und zur Zucht zu verwenden, um eine gesündere Vielfalt der US-Honigbienenpopulation zu erringen, ehe es zum Kollaps komme.

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