Dienstag, 31. Januar 2023

Wissenschaftstalk von Jörg Thadeusz

 Interview mit Randolf Menzel:



Bienen können lernen, haben mathematisches Verständnis und können als Schwarm eine Art Superorganismus bilden: Apis Mellifera, die Westliche Honigbiene ist seit mehr als 50 Jahren das Forschungsobjekt von Randolf Menzel. Der Zoologe und ehemalige Leiter des Instituts für Neurobiologie an der Freien Universität Berlin erforscht weltweit führend die neuronalen Grundlagen der Gedächtnisbildung und gilt als wichtigster Wissenschaftler auf dem Gebiet der tierischen Intelligenz. Im Gespräch mit Jörg Thadeusz erzählt Randolf Menzel , auf welche Weise Bienen per Navi zu den besten Blüten finden, warum Pestizide bei ihnen Alzheimer-ähnliche Symptome hervorrufen und ob ein Bienenschwarm Glück empfinden kann.

Dienstag, 24. Januar 2023

Deutschlandfunk: "Forschung aktuell" zu Impfung gegen Faulbrut


Hörfunkjournalist Joachim Budde hat ein umfassendes Stück zur Impfung von Bienen gegen die Amerikanische Faulbrut für die Deutschlandfunk-Sendung "Forschung aktuell" gemacht. Dabei wird klar, eigentlich handelt es sich gar nicht um eine Impfung...

Samstag, 21. Januar 2023

Debatte über Impfung gegen Faulbrut

In Imkerkreisen wird die Nachricht aus den USA über die Bekämpfung der Amerikanischen Faulbrut (AFB) mittels einer "Schluckimpfung für Honigbienen" aktuell intensiv diskutiert. Das Bieneninstitut Celle des niedersächsischen Landesinstituts für Lebensmittelsicherheit nimmt folgendermaßen Stellung: 


Insekten zu impfen, das hört sich erst einmal unmöglich an, da Insekten wie alle wirbellosen Tiere, Krankheitserreger nur mit Hilfe des sogenannten unspezifischen oder angeborenen Immunsystems abwehren können. Dieses Immunsystem bildet aber kein Immungedächtnis aus, wie es für Impfungen notwendig ist. Impfungen funktionieren daher nur bei Wirbeltieren, zu denen der Mensch zählt, die zusätzlich zum angeborenen das sogenannte spezifische oder erworbene Immunsystem besitzen. Dieses kann bei Kontakt mit einem Erreger oder nach einer Impfung Antikörper und Gedächtniszellen bilden. Nur dadurch sind wir nach einem Krankheitserreger-Kontakt durch Antikörper auch zukünftig gegen diese Erreger geschützt.

Bei Bienen wurde aber vor einigen Jahren ein weiterer Abwehrmechanismus entdeckt, bei dem die Königin eines Bienenvolks ihre Nachkommen durch einen Immunisierungseffekt von ihrem Schlupf an auf Krankheiten vorbereiten kann. Somit erfolgt bei den Honigbienen sogar eine generationsübergreifende Immunvorbereitung. Dabei spielt das Protein Vitellogenin eine entscheidende Rolle. Das ist bekanntlich ein Protein, welches unter anderem bei der Produktion der Bieneneier in einer Königin wichtig ist. Es kommt in der Hämolymphe sowie im Futtersaft der Honigbienen vor.

Wie erklärt sich dieser generationsübergreifende Schutzmechanismus?
Nehmen erwachsene Bienen, einschließlich der Ammenbienen, Bakterien mit der Nahrung auf, so passiert ein Teil davon das komplette Darmsystem und sie werden später unschädlich außerhalb der Bienenwohnung mit dem Kot ausgeschieden. Das gilt auch für den AFB-Erreger Paenibacillus larvae. Einige der aufgenommenen Bakterien werden jedoch verdaut und dabei quasi "zerstückelt". Verdaute Bakterien-Bruchstücke gelangen dann über den Darm der erwachsenen Bienen in deren Hämolymphe. Dort treffen sie auf das Vitellogenin und binden sich an dieses. Dieses Protein wird durch den Bienenkörper transportiert und gelangt so in die Futtersaftdrüsen der Ammenbienen. Die Bienenköniginnen werden mit dem Gelée Royal der Ammen gefüttert, das die angehefteten Bakterienbruchstücke enthält. Man könnte sagen, auf diese Art erhält die Bienenkönigin eine Art "Schluckimpfung" durch ihre Ammenbienen. In ihrem Körper binden diese Bakterienfragmente wieder an das Vitellogenin und gelangen mit diesem Eidotterprotein in die Oocyten. Damit erhalten die wachsenden Embryos quasi ein Signal, um sich später gegen Krankheiten besser wehren zu können. Im Ergebnis gibt die Königin so einen Immunisierungseffekt an ihre Nachkommen weiter.

Diesen generationsübergreifenden Schutzmechanismus versucht man sich nun gegen Bienenkrankheiten, wie die AFB, mittels eines Impfstoffs zunutze zu machen. Der Impfstoff wird aus abgetöteten P.-larvae-Bakterien hergestellt und über die Arbeiterinnen an die Bienenkönigin verfüttert.

Es gilt festzuhalten: Das Thema ist grundsätzlich wissenschaftlich hochspannend, aber ein noch nicht gänzlich erforschtes neues Themenfeld.

Erste Laborversuche zeigen eine gewisse, aber unzureichende Wirkung
Im vergangenen Jahr wurden Untersuchungen veröffentlicht, die mit der Zielsetzung durchgeführt wurden, einen Impfstoff zur Bekämpfung der AFB in den USA zu entwickeln [Dickel et al. (2022) Front. Vet. Sci. 9:946237. doi: 10.3389/fvets.2022.946237]. Für diese Versuche wurden zunächst die Königinnen mit Begleitbienen in kleinen Käfigen direkt über das Futter und mit dem "Impfstoff" versorgt, bevor sie in Vollvölkern eingeweiselt dann zur Eiablage schritten. Deren Nachkommen und die der Placebo-Gruppe wurden dann in Laborversuchen auf ihre AFB-Anfälligkeit getestet. Das heißt, den Larven der Versuchsgruppe wurden AFB-Sporen mit dem Futter im Labor zugegeben. Die Kontrollgruppe erhielten nur Larvenfutter. Für das Ausgangsmaterial des Impfstoffs wurde auf den AFB-Erreger-Genotyp ERIC I zurückgegriffen.

Mit den Laborversuchen konnte gezeigt werden, dass Bienenlarven, also Nachkommen von geimpften Königinnen, eine etwa 30- bis 50-prozentige Resistenz gegen den Erreger der AFB aufwiesen. Die übrigen Larven erkrankten beziehungsweise starben. Schon diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass selbst unter kontrollierten Laborbedingungen die Impfung keinen sicheren Schutz gegen die AFB darstellt. Die Untersuchungen werfen zudem verschiedene Fragen auf. So wurde in den Laborversuchen nicht die gesamte Metamorphose der Larven abgewartet. Beim Erreger-Genotyp ERIC I ist jedoch bekannt, dass nach erfolgter Infektion selbst Larvenstadien erst spät absterben können. Unter natürlichen Bedingungen im Bienenvolk wäre das dann die Zeit der Entwicklung nach der Verdeckelung. So sind in den publizierten Untersuchungen womöglich die Infektions- und Todesraten der Larven im Ergebnis unterschätzt und damit nicht realistisch abgebildet worden. Außergewöhnlich hoch waren in diesen Untersuchungen zudem die unerklärlichen Versuchsvölker-Ausfälle mit etwa 30 Prozent, aus denen die Larven für die Laborversuche gewonnen werden sollten. Dies betraf sowohl die Impf- als auch die Placebo-Gruppe und war unabhängig vom Versuchsstandort Österreich beziehungsweise Spanien. Ebenso wenig geklärt wurde, wie lange der generationsübergreifende Schutzmechanismus bei einer Königin überhaupt anhält. Bisherige Untersuchungen zeigen nur eine zeitlich begrenzte Wirkdauer. Bei Königinnen, die ein Alter von etwa vier, fünf Jahren erreichen können, wäre zumindest eine Impfschutzspanne von einem Jahr wünschenswert. So weit aber ist man offensichtlich noch nicht.

Überträgt man allein die wenigen vorhandenen Laborergebnisse auf die Bedürfnisse der hiesigen Imkerpraxis, kann jetzt schon geschlussfolgert werden, dass eine Resistenz gegen den AFB-Erreger von 30 bis 50 Prozent keinesfalls ausreicht – handelt es sich doch bei der AFB um eine anzeigepflichtige Bienenseuche, die nach einem örtlichen Ausbruch getilgt werden soll.

Es gilt festzuhalten: die bisherige Datenlage aus Laborversuchen zeigen eine gewisse, aber grundsätzlich unzureichende Wirkung. Es bestehen noch viele ungeklärte Fragen.

Die Bekämpfungsstrategie in den USA setzt auf den Einsatz von Antibiotika
Zunächst sei hervorgehoben, dass sich die Bekämpfung der AFB in der Imkerei in den USA wesentlich auf den regelmäßigen und präventiven Einsatz von Antibiotika (Tetracycline) stützt. Allerdings kann der Einsatz von Antibiotika die Faulbrut bekanntlich nicht eliminieren. Es werden lediglich deren klinische Symptome im Bienenvolk unterdrückt. Diese Praxis führt dazu, dass in einigen Regionen der USA mehr als 50 Prozent der Völker mit P. larvae infiziert sind. Nach Jahrzehnten des Einsatzes sind inzwischen jedoch Resistenzen bei den Bakterien entstanden, wonach diese Antibiotika ihre Wirksamkeit zunehmend verlieren und ein Ersatz dringend notwendig ist. In Deutschland ist der Einsatz von Antibiotika in Bienenvölkern nicht zugelassen und dank der langjährigen und erfolgreichen Bemühungen, die AFB über Früherkennungen zurückzudrängen, sind nur maximal fünf bis zehn Prozent der Völker mit P. larvae infiziert. Diese werden häufig frühzeitig erkannt und können saniert werden.

Es gilt festzuhalten: Die Bedingungen in den USA und in Deutschland, auch in Bezug auf die Notwendigkeit einer "Impfung", sind nicht vergleichbar.

Bislang gibt es in den USA lediglich eine bedingte/vorläufige und zeitlich begrenzte Genehmigung (conditional approval). Das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten hat einem Start-up Unternehmen (Dalan Animal Health) eine bedingte/vorläufige und zeitlich begrenzte Genehmigung zu ersten Untersuchungen der "Impfung" unter Feldbedingungen erteilt. Dafür sind wenige Imkereibetriebe ausgewählt worden.

Es gilt festzuhalten: Klar ist, es gibt bislang keine generelle Zulassung des Impfstoffs in den USA, noch gibt es bislang überhaupt Erfahrungen mit der Impfung in der praktischen Imkerei. Zunächst gilt es, die Ergebnisse dieser ersten und allenfalls orientierenden Studie abzuwarten.

In Deutschland werden die bisher erfolgreichen AFB-Präventionsmaßnahmen und die Bekämpfungsstrategie weiterhin Bestand haben.
Die überschaubare Anzahl jährlicher AFB-Ausbruchsfälle in Deutschland - 72 Ausbrüche im vergangenen Jahr - zeigt, dass das früher übliche, großflächig seuchenhafte Ausbruchsgeschehen inzwischen nicht mehr vorkommt und die Schulung und Sensibilisierung der Imkerschaft, die AFB-Frühdiagnose, das AFB-Monitoring und die gezielte Tilgung nach einem örtlichen AFB-Ausbruch zielführend sind. Nur so kann es auch zukünftig weitergehen.

Es gilt festzuhalten: Von einer Impfung gegen die AFB ist man weltweit noch weit entfernt, sofern sie überhaupt je für die Praxis sich eignen wird.

Dienstag, 17. Januar 2023

SWR-Hörfunkbeitrag zur Impfdebatte

 

Der neue Impfstoff soll vor der amerikanischen Faulbrut schützen, einer Krankheit, die weltweit für Verluste bei Imkern und Imkerinnen sorgt. Die Vakzine soll nach Herstellerangaben "chemiefrei" und "organisch" sein. Stimmt das?

Samstag, 14. Januar 2023

Impfstoff gegen Amerikanische Faulbrut

In den USA ist erstmals ein Impfstoff für Bienen zugelassen worden. Das Präparat solle Honigbienen gegen die weltweit auftretende bakterielle Krankheit Amerikanische Faulbrut (AFB) schützen, teilte der Hersteller Dalan Animal Health mit. Dem Pharmaunternehmen zufolge handelt es sich um den weltweit ersten zugelassenen Impfstoff für Bienen. Verabreicht wird er mit dem Futtersaft für die Tiere.


Das US-Landwirtschaftsministerium bestätigte die Mitteilung. Es sei die erste Zulassung für einen Insektenimpfstoff in der Geschichte der USA. Notwendig geworden sei das Serum wegen der zentralen Rolle der Bienen bei der Bestäubung. Die Aussage, "Wir hoffen, dass die Verfügbarkeit dieses Produkts bei der Vorbeugung und/oder der Behandlung der Krankheit Amerikanische Faulbrut hilft", weckte jedoch unter Imkern zunächst kein Vertrauen in das Medikament.

Dienstag, 10. Januar 2023

Nachhaltig schon seit der Kreidezeit


Die Bienen arbeiten für den Menschen, doch nie verletzen sie die Blume ihres Herrn, sondern lassen sie schön und heil zurück, so gedeiht die Blume und der Honig fließt. 
                                                                                               George Herbert

Samstag, 7. Januar 2023

Andere Länder - andere Gläser


In Deutschland ist ganz klar, Honig wird im Pfundglas verkauft. Für die Endkunden gilt immer der Preis für 500 g. In der Dominikanischen Republik ist dagegen Honig in Flaschen die Norm - von der 300-ml- bis zur Ein-Liter-Flasche. Für den eigenen Bedarf verwenden Imker auch Plastikflaschen, die in unserem Kulturkreis eher wie die von Weichspülern aussehen.

Fürs Honigbrot ist der direkt aufgegossene Honig ganz praktisch. Aber auf Dauer funktioniert die Abfüllung in der Flasche nur in wärmeren Gefilden, weil der exotische Honig in Deutschland über kurz oder lang kandieren würde...

Dienstag, 3. Januar 2023

Bayerisches Projekt erhält EU-Bienenpreis


Die von der bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau entwickelte Blühmischung für Biogasanlagen, der "Veitshöchheimer Hanfmix", ist in Brüssel mit dem European Bee Award, dem Bienenpreis des Europäischen Parlaments, ausgezeichnet worden.


Die Mischung aus 30 ein- und mehrjährigen Pflanzenarten blüht abwechselnd den ganzen Sommer über und liefert über Biogasanlagen erneuer- und speicherbare Energie aus Wildpflanzen. Mittlerweile wird die Mischung in vielen bayerischen Ackerbauregionen angebaut und trägt zur Artenvielfalt bei. Die Förderung über das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm sorgt dafür, dass die Mischung auch betriebswirtschaftlich attraktiv ist. Nach Aussage des Landwirtschaftsministeriums in München liegen die Vorteile für die Natur und die Betriebe auf der Hand: Die Agro-Biodiversität werde mit der Mischung erheblich gestärkt, sie biete den Insekten Nahrung, schütze vor Erosion und verschaffe auch im Winter dem Niederwild Deckung und Nahrung.


Zwar ist die Ausbeute an Methan in den Biogasanlagen im Vergleich zum Mais geringer, doch benötigt der Mix außer Düngung und Ernte keine weiteren Arbeitseinsätze der Landwirte und liefert auch in trockenen Jahren stabile Erträge. Im betriebswirtschaftlichen Ergebnis kommt er daher an eine Maisfruchtfolge heran, in Zeiten hoher Spritpreise dürfte der Mix den Maisanbau wegen des geringeren Maschineneinsatzes sogar schlagen. Zudem trägt die Blühmischung zur Reduzierung der Nitratwerte im Boden bei, wodurch sie sich besonders für die Sanierung von nitratbelasteten Böden und den Anbau in Wasserschutzgebieten empfiehlt.

Sonntag, 1. Januar 2023

Ein gutes neues Jahr

 ... besonders ein gutes Bienen- und Honigjahr. Hoffentlich hat das Geballere heute Nacht Eure Bienen nicht gestört. Denn Baron Emil Rothschütz (1836-1909) meinte schon in seinem "Illustrirten Bienenzuchtsbetrieb" von 1875: