Wissenschaftler haben in einer Studie in Perth, Westaustralien, Irland und England herausgefunden, dass die Bienengift-Komponente namens Melittin Brustkrebs heilen kann. Vor allem das Wachstum der aggressiven HER2-Krebszellen bei dreifach-negativem Mammakarzinom wird demnach extrem reduziert.
Melittin ist der aktive Bestandteil des Gifts von Apis-mellifera-Arbeiterbienen. Es macht etwa die Hälfte des Giftstoffes aus, gilt aber als Hauptwirkstoff des Apitoxins. Melittin zählt zu den Oligopeptiden, besteht aus 26 verschiedenen Aminosäuren und ist ein starker Aktivator der Phospholipase A2, die Zellen abtötet. Dadurch entstehen sogenannte transmembrane toroidale, also wulstförmige Poren mit einem Durchmesser von 4,4 Nanometern (10 hoch -9), die kleinen Molekülen mit zytotoxischer, also Zellen abtötender Wirkung den Weg bahnen.
Dr. Ciara Duffy vom Harry Perkins Institute der Universität von Westaustralien hatte die Studie angestoßen, die gerade jüngeren Patientinnen Hoffnung gibt. Denn junge Frauen sind besonders oft von dreifach-negativem Brustkrebs betroffen, der zumeist viele Metastasen bildet und kaum Behandlungsmöglichkeiten zulässt. "Wir haben ein kleines, positives und Melittin-beladenes Peptid aus Bienengift getestet, das wir synthetisch reproduziert haben, und festgestellt, dass das synthetisierte Produkt die meisten krebsbekämpfenden Wirkungen widerspiegelt", erklärte die Wissenschaftlerin. Es stellte sich relativ schnell heraus, dass Melittin der eigentliche Wirkstoff war, der dreifach-negative Krebszellen und HER2 extrem stark bekämpfte: "Wir fanden heraus, dass Melittin innerhalb von 60 Minuten Zellmembranen von Krebszellen vollständig zerstören kann." Und während eine bestimmte Konzentration Melittin den 100-prozentigen Zelltod der Krebszellen induzierte, hatte sie zugleich nur minimale Auswirkungen auf gesunde Zellen.
Darüber hinaus zeigte Melittin noch eine andere Eigenschaft: Innerhalb von 20 Minuten reduziert es die chemischen Botschaften von Krebszellen erheblich, die für deren Wachstum und die Zellteilung unerlässlich sind. Die Tests belegten, dass Bienengift und Melittin die chemischen Übertragungswege, die zur Ausbreitung der Krebszellen nötig sind, sehr schnell schlossen.
Anlass für die Forschung sei ein bereits 1950 veröffentlichter Bericht über die Auswirkungen von Bienengift auf Krebs gewesen. Damals hätten die Forscher schon erkannt, dass das Gift von Apis mellifera das Tumorwachstum reduzierte. Aber erst in den vergangenen 20 Jahren sei man der Wirkungsweise nachgegangen. Mit den neuesten Erkenntnissen könnte man vermutlich schon mittelfristig mit Bienengift und Melittin Brustkrebstumore kontrollieren.
Bienengift durchs Mikroskop angesehen |
Am effektivsten wirkte Melittin in den Tests, wenn es in kleinen Molekülen und in Kombination mit Chemotherapien angewandt wurde. Etwa mit dem Wirkstoff Docetaxel konnten dann auch die aggressivsten Arten von Brustkrebs behandelt werden. "Bei den Tests an Mäusen kam das Tumorwachstum bei der dualen Anwendung zum völligen Stillstand", resümierte Duffy.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen