Samstag, 18. September 2021

Das Wassermanagement der Bienen


Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Auch von Bienen. Ohne Wasser kann keiner der überlebenswichtigen Prozesse im Volk vollzogen werden. Fehlendes oder zu weit entfernte Quellen führen zum allzu raschen Verschleiß der Sammelbienen. Die Verfügbarkeit von Wasser zählt deshalb neben Nektar und Pollen zu den wichtigsten Ressourcen eines Volkes. Es sollte in der Nähe des Bienenstands und vorzugsweise aus Bächen oder natürlichen Quellen sein.


Von den jungen Sammelbienen im Volk sind einige in ihren ersten vier Tagen des Ausflugs zunächst nur fürs Wasserholen zuständig. Wie viele Bienen den Spezialauftrag erhalten, hängt immer genau vom Bedarf des Volks ab - bestimmt vom Wetter, den anstehenden Arbeiten und der Volksgröße. Die Wasserträgerinnen geben die Tropfen direkt an die Stockbienen weiter, die sie - je nach Nutzungsauftrag - unter drei bis 18 Bienen verteilen. 


Grundsätzlich benötigt das Volk Wasser zum Erhalt der Homöostase der Körperflüssigkeiten der erwachsenen Bienen, zur Produktion von Drüsensekreten, zur Verdünnung des Honigs zu Brei, zur Kühlung des Brutnests an heißen Tagen und in trockenem Klima zur Befeuchtung der Brut. Eine Biene benötigt im Schnitt eine Minute, um sich mit Wasser zu füllen. Die Abgabe beträgt zwei bis drei Minuten. Eine Wassersammlerin macht im Sommer 50 bis 100 Tagesausflüge, von denen sie jeweils acht Tropfen von etwa 35 Milligramm in ihrem Honigmagen mit nach Hause bringt. Den Bedarf im Stock ermitteln die Bienen über ihre Hydrorezeptoren im achten Antennensegment, mit denen sie eine relative Luftfeuchtigkeit von bis zu fünf Prozent erkennen können.

Im Jahresverlauf ändert sich der Wasserbedarf im Stock. Zu Beginn des Frühlings ist das Volk noch kleiner. Hinzu kommt, dass die Temperaturen noch nicht so hoch sind und der morgendliche Tau schnell verfügbar ist. Mit dem Einzug des Sommers wächst der Bedarf im Stock auf etwa einen Liter pro Tag. Deshalb erhalten mehr Sammelbienen den Auftrag, ausschließlich Wasser zu besorgen. Wenn keine natürlichen Quellen in der Nähe sind, sollten Imker deshalb immer Tränken bauen. Dabei ist zu beachten, dass die Bienen nicht ertrinken. Bienen können zwar für kurze Zeit schwimmen, sind aber im Wasser nicht besonders geschickt. Sie benötigen daher Kletterhilfen wie Korken oder Steine. Wird das Wasser in den Tränken nicht regelmäßig gereinigt oder ausgetauscht, entstehen Pilze, Schimmel und Algen, die bei den Bienen Durchfallerkrankungen wie Nosema auslösen können.


Für die meisten Prozesse im Bienenstock wird ebenfalls Wasser benötigt: bei der Herstellung von Brei, Gelée Royal, Bienenbrot und zum Verdünnen des Honigs. Außerdem bringen die Stockbienen zur Kühlung einen dünnen Wasserfilm auf die versiegelte Brut oder auf die Zellränder mit Larven und Eiern auf. Sie lüften dann kräftig, um Luftströmungen zu erzeugen, die das Wasser verdunsten und dadurch die Waben kühlen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen