Dienstag, 25. August 2020

Nach Brand in Notre-Dame Honig mit Blei belastet

Nach dem Brand der Kathedrale von Notre-Dame in Paris ist der Honig in weiten Teilen der französischen Hauptstadt mit Blei belastet. Die Sommerernte nach dem Großfeuer im April 2019 sollte deshalb nicht in Umlauf gebracht werden, wie das Pacific Center for Isotopic and Geochemical Research der Universität von British Columbia/PCIGR meldete, dessen Wissenschaftler den Honig von 36 Imkern auf Schwermetalle hin untersucht haben, deren Völker in Stadtvierteln stehen, über die die Rauchwolke hinweggezogen war.

Während der gesamte Pariser Stadthonig innerhalb der zulässigen EU-Grenzwerte für den sicheren Verzehr lag, wies Honig aus Bienenstöcken in Windrichtung des Notre-Dame-Feuers eine Bleikonzentration auf, die mindestens dreifach höher lag als vor dem verheerenden Brand. Gegenüber Honig aus anderen Stadtteilen oder vom Land betrug die Konzentration mindestens das Vierfache. Als Ursache für die erhöhte Bleibelastung könne ganz klar der Rauch ausgemacht werden, weil die Wetterlage in der Nacht des Feuers eindeutig gewesen sei, erklärte Kate Smith, Hauptautorin der Studie und Doktorandin am PCIGR.


Die Forscher hatten den nach dem Großbrand gesammelten Honig mit einer Honigmischung aus Pariser Stadthonigen von 2018 und mit Proben aus der Region Auvergne-Rhône-Alpes von 2017 verglichen. Die höchste Bleikonzentration, 0,08 Mikrogramm pro Gramm, wurde in einer Probe aus einem Bienenstock gefunden innerhalb von fünf Kilometern westlich der Kathedrale. Der Pariser Honig vor dem Brand hatte 0,009 Mikrogramm Blei pro Gramm, und Honig aus den Rhône-Alpes hatte 0,002 bis 0,009 Mikrogramm Blei pro Gramm. Der maximal zulässige Bleigehalt in der EU beträgt 0,10 Mikrogramm pro Gramm für Sirupe, Süßstoffe und Säfte.


Tonnen von Blei in Dach und Turm der Kathedrale

Blei war während der Bauzeit von Notre-Dame, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, ein in Paris verbreitetes Baumaterial. Das Dach und der Turm der Kathedrale enthielten mehrere hundert Tonnen Blei. Während das meiste davon einfach im Feuer schmolz, erreichten einige Flammen Temperaturen, die hoch genug waren, um verschiedene Bleioxide zu aerosolisieren, und geschätzte 180 Tonnen Blei bleiben in den Trümmern zurück. Sie konnten nicht extrahiert und gezielt entsorgt werden.

"Die Tatsache, dass der Notre-Dame-Turm mit Blei beladen war, war eine absolut einzigartige Forschungsmöglichkeit", sagte Co-Autor Dominique Weis, Direktor des PCIGR. "Wir konnten zeigen, dass Honig auch bei einem akuten Verschmutzungsereignis wie dem Notre-Dame-Brand ein hilfreicher Indikator für Umweltverschmutzung ist." An sich sei dies allen vorher klar gewesen, da erhöhte Mengen an Blei in Staub und Erde nachgewiesen wurden, die in der Windrichtung des Feuers untersucht wurden. Aber durch die Studie sei nun auch bewiesen, dass erhöhte Mengen an Blei im Honig waren. - Ein weiterer Beleg, dass belasteter Honig als Indikator für Umweltschäden im Sammelgebiet der Bienen gelten müsse. Da Bienen in einem Umkreis von zwei bis drei Kilometern um ihren Stock herum sammeln, könne Honig eine nützliche Momentaufnahme der Umwelt liefern. Während die Bienen Futter suchen, sammeln sie Staub und Partikel aus der Luft und den Pflanzen, die auch in den Honig gelangen.

Bienenstöcke auf dem Dach der Sakristei von Notre-Dame

Geschmolzenes Blei, das beim Feuer aus der Wand ausgetreten war
Für die Studie hatten Smith und Weis mit den Pariser Berufsimkern von Beeopic zusammengearbeitet, die etwa 350 Bienenstöcke im ganzen Stadtgebiet verwalten. Aus allen wurden Proben entnommen, die dann im Reinraublabor des PCIGR analysiert wurden. Die Studie gilt als erste Schwermetallanalyse von Honig aus einer Megacity. In früheren Forschungsarbeiten hatten Smith und Weis bereits Schwermetallanalysen an Honig aus sechs Stadtteilen von Vancouver mit dem Ziel vorgenommen, Bienen und ihre Produkte als Frühindikatoren von Umweltschäden heranzuziehen. 

Quelle: Universität von British Columbia, https://news.ubc.ca/2020/07/29/lead-released-in-notre-dame-cathedral-fire-detected-in-parisian-honey/

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