Samstag, 6. Juli 2024

Kommunen bekämpfen Insektensterben

Seit Veröffentlichung der Krefelder Studie, wonach in den vergangenen 25 Jahren bei Insekten 75 Prozent der Biomasse eingebüßt worden sind, gibt es immer mehr Initiativen, um das Insektensterben abzumildern. Weitgehend einig sind sich die Experten, dass die intensive Landwirtschaft den größten Anteil an der Entwicklung verschuldet. Effektive Abhilfe kommt dagegen häufig aus den Städten.



In Baden-Württemberg werben einige Kommunen bereits mit insektenfreundlichen Friedhöfen. Nachdem der Bund für Umwelt und Naturschutz in Stuttgart drei Gräber durch eine insektenfreundliche Bepflanzung richtiggehend belebt hat, raten sie zum Verzicht auf traditionelle Pflanzen und zur Verwendung von Natternkopf, Glockenblume, Storchenschnabel und Ochsenzunge. Sie seien nicht nur für die Tiere gut, sondern kämen auch mit weniger Pflege und Wasser als exotische Pflanzen aus.


Zudem haben die Städte die Grünpflege in eigener Verantwortung umgestellt, wie Peter Weißhuhn von der Naturschutzorganisation WWF mitteilte. Die Stadtgärtnereien hätten Rasen aus Grünstreifen und Verkehrsinseln verbannt und dort Blühmischungen ausgebracht, die nur dann gemäht würden, wenn es den Insekten nichts mehr ausmache.

Bilder: Universität Ulm

Derzeit wird die Zahl der Insektenarten in Deutschland auf 33.500 und weltweit auf 1,2 Millionen geschätzt. Während sie für Menschen oft ohne Bedeutung oder sogar nur lästig sind, bilden sie die Basis der Nahrungskette. Wenn diese Grundlage ins Wanken gerät, macht sich das aber auch am Ende dieser Kette bemerkbar, wo die Menschen stehen.

Privathaushalte rief das Senckenberg Deutsche Entomologische Institut auf, in ihren Gärten mehr Unordnung zuzulassen. "Englischer Rasen ist der Tod der Insekten", sagte Direktor Thomas Schmitt. Wenn es keine Insekten mehr zur Bestäubung der Nahrungsmittelpflanzen gebe, müssten Menschen auf Äpfel, Birnen und Heidelbeeren verzichten. Übrig blieben nur Kartoffeln, Getreide und Mais.

Selbst Mistkäfer seien lebenswichtig, weil sie Kot und Kadaver anderer Tiere abbauten. Würde diese Tätigkeit nicht mehr verrichtet, wäre eine Invasion von Maden und Fliegen die Folge. Das "Insekt des Jahres" leide aber unter dem Verlust von Lebensraum und der immer üblicheren Entwurmung von Weidetieren.

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